Liebes Tierheim,
meine neuen Menschen haben mir erzählt, dass Ihr gerne wissen wollt, wie’s mir geht. Das sage ich Euch natürlich gerne, wo ihr doch so schön auf mich Acht gegeben habt.
Ich muss gestehen: Der erste Tag war wirklich schlimm. Ich hab die Welt nicht mehr verstanden – erst werde ich von Euch noch beschmust und plötzlich finde ich mich in einer Box wieder. Auf der Autofahrt hab ich mich dann unter die Decke gegraben – das war mir alles zu suspekt. Als wir dann in so einer neuen Welt ankamen, war ich wie erstarrt. Diese neuen Menschen hatten allerdings so eine Kuschelhöhle, die fand ich sofort toll – mein Zufluchtsort. Die erste Nacht hab ich vor Angst aber unter einem Schrank verbracht. Da waren vielleicht viele Spinnweben – da hab ich erst mal sauber gemacht … und danach haben diese neuen Leute mich dann sauber gemacht – Win-Win, schätze ich.
Am nächsten Tag kam dann diese Menschin an, die ich schon zuhauf von den Tierheim-Besuchen kannte. Die hat ganz sanft meinen Kopf gestreichelt und mir zugeblinzelt. Da musste ich natürlich zurück blinzeln. Dann hat sie mir erzählt, ich dürfe mich ruhig raus trauen. Meine Güte, hat die mich motiviert. Aber Ihr wisst ja: Ich hadere immer so sehr mit mir; ich will mich ja trauen, aber da ist so viel Angst. Nach zwei Stunden hab ich mich dann aber überwunden – ich kam raus. Da war ich natürlich völlig aus dem Häuschen, dass ich’s geschafft hab. Ich bekam Leckerlis und hab meine Kreise auf dem Schoß dieser Menschin gedreht. Da musste ich natürlich meinen Schnurrmotor anwerfen. Und wie diese Menschen sich alle gefreut haben! Von da an war das Eis …zumindest angetaut.
Am nächsten Tag, nach mehreren Futtersorten, die ich alle echt doof fand, kam dann die Menschen-Mama mit einem ganz tollen Futter an. Ich hatte vielleicht einen Hunger. Diese Menschen-Mama hat jetzt einen Ehrenplatz in meinem Herzen. Wenn sie mit der Schüssel klimpert, bin ich sofort da. Da hab ich dann zum ersten Mal miaut. Und die staunen hier vielleicht, wie viel ich verdrücke – Essen ist echt ne super Erfindung.
Außerdem hab ich ein riesiges Zimmer, in dem es sooo viele Verstecke gibt. Das ist der Hammer. Ich hab in den darauf folgenden Tagen alles erkundet. Ich sprang von einem Schrank zum nächsten – da hielten diese unsportlichen Menschen den Atem an. Ich weiß gar nicht, wieso. Dann sprang ich aus zwei Metern auf den Boden. Die haben gedacht, das könnte ich nicht – tja, für Überraschungen bin ich gut.
Doch am liebsten setze ich mich hinter diese vielen Regale an die Heizung – hm, mollig warm – und beobachte alles durch die Bücherlücken hindurch. Und ich hab mich in ein volles Schreibtisch-Fach gezwängt. Seitdem hat die Menschen-Familie das Fach ausgeräumt und eine kuschelige Decke hinein gelegt – da schlafe ich immer.

Ganz schockiert waren übrigens alle, als ich vom Bett auf die offene Tür springen wollte – keine Ahnung, warum. Jetzt haben sie leider das Bett verschoben – schade aber auch. Ich sag Euch, ich wäre sicher nicht von der Tür runtergefallen.
Wobei ich auch ansonsten hier so viele Spielmöglichkeiten habe. Ich tobe, was das Zeug hält. Diese rasselnden Bälle mag ich besonders gern. Und diese Feder-Angel, wow, genau mein Geschmack.
Natürlich tupfen sie mir mehrmals täglich das tränende Auge trocken. Das finde ich schön. Nur diese nervigen Augentropfen mag ich noch immer nicht. Wenn ich die Packung schon höre, bin ich weg. Allerdings schlafe ich ja so gerne auf dem Schoß ein – das nutzen die Menschen dann immer aus, um mein Auge zu versorgen.
Ja ja … ich glaube, mir gefällt’s hier. Nehmt’s mir nicht übel, Ihr seid die Besten – wie Ihr euch um mich gekümmert habt, einfach super … Aber hier hab ich Menschen ganz für mich alleine und so viel Platz.
Es gibt noch so viele Abenteuer, die auf mich warten. Bald werde ich wohl auch den Rest des Zuhauses auskundschaften. Noch bin ich eben bei jedem neuen Geräusch total schreckhaft – ich kann aus meiner Haut eben nicht raus.
Diese Menschen sagen ständig, wenn ich weniger ängstlich und hier richtig angekommen bin, werde ich sogar nach draußen dürfen, auf Bäume klettern und so. Ich bin wirklich gespannt, was da noch alles auf mich zukommt. Miau, miau – ich bin so neugierig.
Bis zum nächsten Bericht, meine lieben Tierheim-Freunde, und ein großes Danke für die sieben Monate Zuhause bei Euch.
Ich hoffe, Euch geht’s gut.
Liebe Grüße
Euer rot getigerter Wusel-Kater Yuki
Fotos privat