Post von Janosch

Hallo liebes Tierheimteam,

es ist jetzt 4,5 Jahre her, dass wir Herrn Janosch, den kleinen ängstlichen Rumänen aus der Smeura, drei Tage vor Silvester 2018 vom Tierheim Albert Schweizer Bonn adoptiert haben.

Wir müssen es uns oft vorrechnen, dass er wirklich schon 5 Jahre alt geworden ist. Die Zeit mit einem so wunderbaren Hund vergeht einfach viel zu schnell und wir sind jeden Tag dankbar, dass es ihn gibt. Einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren war die beste Entscheidung in meinem Leben. Einem fühlenden, einsamen Wesen ein Zuhause zu geben, das auf sich alleine gestellt und ohne die Unterstützung der Tierschützer und der Menschen, die sich auf das Abenteuer Tierschutzhund einlassen, nie eine Chance gehabt hätte, gibt einem jeden Tag ein gutes Gefühl. Mehr noch! Es macht einen unglaublich glücklich.

Ich folge in den sozialen Netzwerken vielen Tierheimen und Tierschutzorganisationen und es macht mich jeden Tag fassungslos und wütend, wie viel Tierleid von Menschen verursacht wird. Aus Profitgier, Gedankenlosigkeit und/oder falsch verstandener Tierliebe oder einfach aus Egoismus und Grausamkeit. Wenn alle auf Qualzucht, Angebote von Tiervermehrern und auf billige Rassewelpen auf Verkaufsplattformen verzichten würden und stattdessen ins Tierheim gehen würden, dann hätte der illegale Tierhandel keine Chance mehr.

Und auch die Corona-Abgaben wären vermeidbar gewesen. Denkt nach, bevor ihr euch ein Lebewesen ins Haus holt. Die Tiere sind nicht anspruchslos. Sie haben Bedürfnisse und sind kein Dekorationsgegenstand. Sie brauchen Erziehung. Auch eine sogenannte Familienhunderasse kann zum Problemhund werden, wenn er nicht erzogen wird. Und ein Tier bindet nicht nur Zeit, sondern es kostet auch Geld. Und einige werden alt, sehr alt. Ein Papagei kann 70 Jahre alt, eine Schildkröte sogar bis 120 Jahre alt werden. Aber auch die 15 Jahre eines Hundes oder einer Katze können lang werden.

Wir haben viele Jahre gebraucht, bis die Entscheidung einen Hund aus dem Tierheim zu holen, Wirklichkeit wurde. Die Verantwortung für ein Tier muss unbedingt mit dem Alltag abgewogen werden. Wie werde ich allen gerecht? Dem Tier, der Familie, mir selber? Wird die Verantwortung zur Freude oder zur Last? Sind alle damit einverstanden? Liegen keine gesundheitlichen Hindernisse vor? Wie möchte ich in den nächsten Jahren den Urlaub verbringen und passt das Tier da hinein?

Als die Entscheidung fiel, ins Tierheim zu fahren, da waren all die Fragen geklärt! Die Kinder waren in einer Lebensphase, in der ich nun endlich die Zeit für einen Hund hatte. Und ich habe den Hund nicht für die Kinder geholt, sondern weil ich ihn wollte, mit aller Verantwortung, der Erziehung und dem täglichen Gassi gehen, egal bei welchem Wetter und wie müde ich vielleicht bin. Es war alles gut durchdacht und mir war ebenfalls klar, dass ich die Hauptverantwortung hatte.

Und ja, die Welpenzeit war super anstrengend. Janosch kam mit 6 Monaten zu uns. Gerade aus der Smeura angekommen und über das Tierheim bei uns eingezogen, wurde der Drops krank. Giardien! Und das super heftig. Wir mussten alle Teppiche entfernen und es dauerte einige Wochen und etliche Tierarztbesuche bis er halbwegs fit wurde. Denn nach der Behandlung bekam er immer wieder Durchfall und fraß schlecht. Bis wir herausgefunden haben, dass er an einer Proteinunverträglichkeit litt. Mit dem richtigen Futter ging es schnell bergauf mit dem Drops und er nahm zu. Auch das Fell verlor sein struppiges Aussehen, wurde gesund und glänzend.

Neben der angeschlagenen Gesundheit hatte er Angst vor allem. Die ersten Tage sogar vor dem Haus, seinem neuen Zuhause, in das wir nach dem Gassi gehen zurück kamen. Er hatte Angst vor dem Autofahren, fremden Menschen, vor allem vor Männern. Angst vor der Treppe, Autos, Fahrrädern, eigentlich vor allem. Außer vor uns. Ich konnte ihn schon am nächsten Tag bürsten, am Bauch kraulen und ins Maul fassen. Er vertraute mir sehr schnell und auch draußen orientierte er sich sofort an uns, war aber sehr nervös. In der Hundeschule konnte er nur mit Lob erzogen werden, da er mit keinem Leckerchen der Welt bestochen werden konnte und das Gassi gehen war die ersten Wochen super anstrengend, da er wie wild an der Leine zog. Nicht aus Übermut, sondern aus Angst.

Aber mit viel liebevoller Geduld und Lob und positiver Bestärkung wurde es jeden Tag besser. Und ja, auch ich habe mich in der Welpenphase und in der Pubertät manches Mal gefragt, warum hast du dir das angetan. Aber es hat sich sowas von gelohnt. Dranbleiben, niemals aufgeben.

Wer sich auf das Abenteuer Tierschutzhund einlässt, wird belohnt! Jeden Tag aufs Neue. Unser Hund ist so dankbar und bereichert mein Leben jeden Tag. Immer wenn ich ihn ansehe, weiß ich, dass ich es immer wieder tun würde. Einen Hund aus dem Tierheim holen.

Ja, er hat seine Besonderheiten. Der Start in Leben war für den kleinen Mann alles andere als schön. Wir wissen nur, er kam aus der rumänischen Smeura. Wir kannten seine rassebedingten Eigenschaften nicht, wir mussten sein Wesen erst kennen lernen. Er wurde als Labradormischling eingetragen, weil eine Rasseangabe verlangt wird. Aber er hat nichts, aber auch nichts von der Rasse Labrador. Er hasst Wasser. Apportieren? „…na wenn du das Bällchen nicht mehr willst, schmeiß es halt weg Frauchen. Ich renn da nicht nach.“ 😉 Und von wegen verfressen. Janosch bettelt nicht, kein Hand- oder Gesichter abschlecken. Kein Futterdiebstahl vom Teller. Manchmal lässt er sogar Reste im Napf, wenn er statt ist.

Seine Angst und das immer noch vorhandene Misstrauen vor fremden Menschen ist und wird immer ein Teil seiner Persönlichkeit bleiben. Die Prägung der Welpen auf den Menschen findet ja in den ersten 6 Lebensmonaten der Hunde satt. Und Janosch kam ja erst mit geschätzten 6 Monaten zu uns. Die Zeit davor ist uns nicht bekannt, aber sein Verhalten lässt darauf schließen, das sein einziger Kontakt zum Menschen kein sozialisierender war. Die Smeura ist so riesengroß, da hat niemand Zeit zum Streicheln und für positive Bindungserlebnisse. Wir glauben, er kannte nur Menschen, die Ihn packten und in Käfige verbrachten, untersuchten und mit Nadeln piekten. Bis heute sucht er sich die Menschen aus, die ihn streicheln dürfen. Da geht er nur nach Sympathie. Ich finde das vollkommen ok. Wir mögen ja auch nicht jeden Gegenüber.

Auch Spielzeug ist für ihn nur überflüssiger Schnickschnack. Als Welpe hat er einige Kuscheltiere zerfetzt und mit Seilen und geknoteten Handtüchern Tauziehen gespielt. Auch ein paar Bällen rannte er ab und an mal hinterher. Aber als gestandener Rüde findet er das Zeug nur albern. Rennen! DAS ist seine Leidenschaft. Wenn ich Herrn Janosch glücklich machen soll, dann ist es mit spazieren gehen. Stundenlang durch Felder und Wälder wandern. Schnüffeln und Rennen. Ich bin überzeugt, in ihm steckt ein Teil Schlittenhund. Und das nicht nur wegen seines stolzen Donuts. So nennen wir sein keckes Ringelschwänzchen. Typisch Schlittenhund halt. Und seine super dicke Unterwolle passt zu einem Hund aus den kalten Regionen dieser Welt. Seine Zeit ist der Winter. Je kälter, je agiler wird er und rast mit Schmackes im langgestreckten Wind-Galopp im Zick Zack über die Felder. So haben wir uns gemeinsam Schritt für Schritt fit gemacht und wandern täglich viele Kilometer durch die schöne Heimat. Der Wanderdackel und ich. Wir sind gemeinsam gewachsen und zusammen gewachsen. Und wir lernen immer noch. Voneinander und miteinander. Wir sind ein prima Gassi-Team, ein Dreamteam und du bist für mich der beste Hund der Welt, mit all deinen Ecken und Kanten. Du bist eine Persönlichkeit. Ein Unikat, genau wie ich.

Und es warten noch so viele tolle, wunderbare Unikate in den Tierheimen dieser Welt auf ihr Zuhause, auf ihren Menschen. Haltet Ausschau nach eurem Tier. Es wartet auf euch. Aber seid euch 1000% sicher, dass ihr es auch wirklich wollt. Seid euch der Verantwortung bewusst. Wendet euch an seriöse Organisationen. Prüft die Quellen lieber 3 Mal mehr.

Ich würde immer wieder einen Hund aus dem Tierschutz adoptieren. Eine Seele, die man rettet, ist jede Sekunde wert und sie danken es euch in jedem Augenblick. Was gibt es Schöneres als der Blick in die Augen eines geliebten und gewollten Tieres. Einer alleine kann nicht die ganze Welt retten, aber eine Seele schon.

Danke an alle Tierschützer. Ihr seid Helden.

Fotos: privat