Manchmal wissen auch wir nicht mehr wohin mit all den Emotionen: Allein in den letzten Tagen hat es uns mehrfach die Sprache verschlagen und vor lauter Wut, Entsetzen, Unverständnis und Trauer die Tränen über das Gesicht laufen lassen.
Leider sind die folgenden Schicksale zu „Normalfällen“ geworden, was das Ganze umso schlimmer macht. Diverse dieser Geschichten dürfen wir aus Datenschutzgründen, und weil es sich um schwebende Verfahren handelt, gar nicht veröffentlichen.
Um aber mal einen kleinen Einblick zu geben, was für die Mitarbeiter im Tierheim, und das in allen Tierheimen, mittlerweile zum Alltag gehört, zeigen wir Ihnen ein paar Bilder.
1. Fall: Nach einem Todesfall brachte uns die Feuerwehr eine Hündin. Der Anblick war grausam. Blutige Haut an den Beinen und am Bauch, eitrige Ohren, auf Grund maßloser Überzüchtung so viel überschüssige Haut, dass die arme Hündin nichts sehen kann, dazu eine eitrige Konjunktivitis beidseits. Die Scheide stark entzündet, weil sie vollständig unter Hautfalten verschwand. Ein Zustand, der nicht erst seit ein paar Tagen so war. Die Geschichte zu dem Hund ebenso grausam wie der Zustand selbst. Sie war mit aus der Ukraine geflohen und in Deutschland zwei Monate ohne tierärztliche Behandlung. Nun auch noch der Todesfall eines Familienmitglieds. Nach neun Tagen Päppeln, Baden, Cremen, Salben, Verbinden, Betupfen und Medikamenten gegen Juckreiz, Schmerzen und Entzündungen haben wir in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt einen Weg gefunden, sowohl der Familie als auch dem Hund weiterhin helfen zu können. Sie wird uns noch eine lange Zeit begleiten, wir werden bei der tierärztlichen Versorgung und der anstehenden OP helfen, und wir hoffen inständig, dass es niemals mehr zu so etwas kommen muss!
2. Fall: Beschlagnahmung des Veterinäramts. Ein kleiner Hund, dessen Zähne so schlimm waren, dass ihm der Eiter aus dem Maul lief. Wieso dieser Hund noch halbwegs fressen konnte, ist allen ein Rätsel. Die Schmerzen, die er gehabt haben muss- unvorstellbar. Eine sofortige Behandlung mit Antibiotika und Schmerzmitteln wurde eingeleitet und der Hund im Anschluss operiert. ALLE Zähne mussten gezogen werden. Der Besitzer war nie beim Tierarzt und hat sich um den Kleinen nicht gekümmert. Nun will er ihn wieder haben. „Es sei ihm ja gut gegangen“.
3. Fall: Eine Fundkatze, die mit der Feuerwehr zu uns und anschließend sofort zum Tierarzt gebracht wurde. Abgemagert bis auf die Knochen. Unbehandelte Abszesse am Körper. Wir wissen, dass es ein Besitzertier ist-Anzeige läuft. Der Grund ihres Gewichtszustandes war der, dass die Katze ihr Maul auf Grund von Tumoren nicht mehr öffnen und somit nicht mehr fressen konnte. Einzig ihre Zunge zum Trinken konnte sie noch rausstrecken. In Narkose gelang es den Tierärzten auch nur mit größter Anstrengung den Kiefer zu öffnen. Die arme Katze musste erlöst werden. Sie war noch nicht alt. Scheinbar war es den Besitzern einfach egal und sie wäre elendig und unter größten Schmerzen verhungert.
Fall 4: Die 314 beschlagnahmten Tauben. Zur Unterbringung und zu der allgemeinen Problematik bezüglich der Qualzuchtmerkmale haben wir schon berichtet. Es sind einfach arme Geschöpfe, die aus Profitgier mit diversen Merkmalen gezüchtet wurden, die ihnen das Laufen, Fliegen oder Sehen erschweren bis gar unmöglich machen. Zusätzlich sind einige Tiere krank und verletzt. Kein Wunder bei tagelanger unzureichender Versorgung, zusammengequetscht auf engstem Raum. Aber das sind eben „Kollateralschäden“, die billigend in Kauf genommen werden. Hier nur ein „kleines“ Foto-Beispiel.
Wie gesagt, dass sind längst nicht alle Fälle der letzten Wochen und es hört und hört nicht auf. Es zerreißt einem das Herz und es gehört einiges an Kraft dazu, immer weiter und weiter zu machen, denn es fühlt sich an wie ein Kampf gegen Windmühlen.
Bitte schauen Sie nach Rechts und Links. Bitte melden Sie Tiere, die leiden. Bitte machen Sie Ihre Mitmenschen aufmerksam. Nur gemeinsam kann man zumindest versuchen, einen kleinen Teil des Elends zu verhindern.