du wolltest so gerne noch leben, warst so wach im Geist und immer erfreut uns zu sehen, doch dein Körper hat dich in den letzten Monaten geschwächt…
Wir erinnern uns an deine Ankunft: Schon von Anfang an hast du uns berührt und etwas in uns ausgelöst. Du hast deine Zeit gebraucht, dich nach einer langen und zähen Reise aus Bulgarien bei uns einzufinden. Etwas unnahbar und distanziert, so schien es, wolltest du bloß raus aus dem Zwinger und mit deinem charmanten Dickkopf volle Kraft voraus auf den Spaziergang powern. Es muss mitunter etwas unbeholfen ausgeschaut haben, wie wir dir hinterhergeflogen sind, aber was macht man nicht alles für den einen Spaziergang.♡
Im Laufe der Zeit wuchsen wir enger und enger mit dir zusammen, unsere Beziehung entwickelte sich und wir verliebten uns sehr in dich.
So entdeckten wir deine große Freude daran, den ganzen Freilauf- nein, wenn schon, denn schon beide Freiläufe- abzusuchen, deinen Rundgang über das Gelände (die Küche und der gekonnte Drive zur Leckerlitonne durften nicht fehlen) und einen Abstecher in den Welpenauslauf zu machen.
Da dein Körper mit der Zeit nicht mehr so mitspielte, wie du dir das manches Mal in den Kopf gesetzt hast, wurde auch so manches Parkründchen kleiner. Wir haben aber dann noch entdeckt, dass du ein großer Schnüffelkönig bist und haben dir alternativ zum Spaziergang Suchspiele angeboten, die du so geschickt und clever, ja, mit links, gemeistert hast (das Suchen deiner wichtigen Medikamente im Futternapf gehörte übrigens nicht zum Spiel).
Du wohntest inzwischen in unserem Hundealtenheim und hast dort gerne alles im Blick gehabt. So entging dir nie, wenn wir zu dir kamen und wir wurden überschwänglich und laut bellend begrüßt. Da hüpften dann immer gleich zwei Herzen…
Auch wenn wir unverschämterweise abends gegangen sind, blieb das nicht unkommentiert- ein Leckerli kann doch noch drin sein, Frechheit. Du hast uns charmant fest um den Finger gewickelt, so viel ist sicher.
Lieber Jerry, doch dann häuften sich die Zeiten, wo wir uns oft um dich sorgten. Einige Male haben wir dich bei deinen Untersuchungen begleitet, die du so tapfer durchgestanden hast. Du hast dich immer wieder berappelt und uns gezeigt, dass du ein Kämpfer bist, eben eine große, starke Persönlichkeit. Aber genau deswegen konnten wir nicht zulassen, dich würdelos mit deinen chronischen Schmerzen zu lassen.
Bis zum heutigen Tag warst du immer noch so wach, hast alles geben wollen und das machte es ganz und gar nicht leichter. Lieber Jerryschatz, wir sind so unendlich dankbar, dass du dich uns geöffnet hast, wir einander kennenlernen und so viele einzigartige und intensive Stunden mit dir verbringen durften. So sehr hätten wir dir gewünscht, dass das Tierheim nicht deine letzte Station sein würde und du in einem Zuhause, das den Namen verdient, deinen Lebensabend hättest verbringen können. Auf der anderen Seite war aber das Tierheim dein Zuhause und es wirkte manchmal so, als sei dir der vertraute Rhythmus, deine Rituale, deine Beziehung zu den Menschen Verlässlichkeit und Zufriedenheit genug. Aber das wissen wir nicht…
Was nun bleibt ist tiefe Dankbarkeit. Große Dankbarkeit für die Begegnung, das Wachstum und die Entwicklung.♡
Zu sehen, wie die Zeit uns aneinandergeschweißt hat. Dass wir die letzten Monate mit dir dicht im Körbchen kuscheln durften und du die Streicheleinheiten so zulassen und genießen konntest, war anfänglich nicht vorstellbar, wurde zum absoluten Highlight und sagt so viel über uns aus, eigentlich alles.
Wir fühlen uns geehrt, dass du uns so viel Vertrauen geschenkt hast und wünschen dir nur die beste Reise. Erschnüffle dir jedes gekochte Hühnchen, zeige den unkastrierten Rüden wer der Chef ist, nimm jedes Ohrkraulen mit, das du kriegen kannst- du liebenswerter, einzigartiger, unvergessenener Jerryschatz!
In Liebe, Anke und Janina
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