In Erinnerung: Jill

10.06.2020: Das sind die Starken, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen verbergen und andere glücklich machen.

“Als Jill im Alter von 14 Jahren und mit diversen Chronischen Krankheiten zu mir in die Pflege kam, dachten wir alle, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hat. Doch sie hat uns das Gegenteil bewiesen und mit uns in den letzten 3 1/2 Jahren einen sehr erfüllten Lebensabend verbracht. Sie hat alle Erwartungen übertroffen und uns immer wieder durch ihre Resilienz überrascht. Jetzt ist ihre Zeit gekommen und sie kann in Frieden Ruhen. Wir vermissen dich, Jill! Liebe Grüße Melissa

Anmerkung der Redaktion: So könnte man Jill beschreiben. Sie machte alle glücklich, obwohl selbst schwer nierenerkrankt. 3,5 Jahre währte ihre glückliche Zeit bei Melissa. Nun hat ihr kleiner Körper den Kampf verloren. Wir erinnern uns an Jill, an ihre Zeit im Tierheim und das Glück sich bei Melissa ins Herz geschlichen zu haben. Wir sind in Gedanken auch bei Melissa und danken ihr Jill alles ermöglicht zu haben.

 

Danken möchten wir auch Dagmar und den anderen Paten die Jill in all den Jahren finanziell unterstützt haben. Ohne diese Hilfe wäre der Weg beschwerlicher gewesen da ein Tierschutzverein leider auch kostenorientiert arbeiten sollte.

 

 

vom 13.08.2018 Ehemaligen Post

Jill – Don’t judge a book by its cover

Seit dem 2. Advent 2016 habe ich das große Glück, mich um eine wundervolle Katze kümmern zu dürfen. Jill ist sehr verschmust und sitzt stundenlang schlafend auf meinem Schoß wenn ich für mein Studium lerne, reibt laut schnurrend ihr Köpfchen an meiner Hand, flitzt aufgeregt maunzend durch die Küche und die Treppe hoch, jagt ihr klingelndes Mäuschen, wetzt ihre Krallen ausschließlich an ihren Kratzbäumen, begrüßt nett die Besucher, schläft (meistens) freundlicherweise am Fußende und räkelt sich den lieben langen Tag in der Sonne auf dem Balkon; Sie ist ein Kätzchen, wie es sich jeder Tierliebhaber wünscht.

Sie isst jeden Abend brav ihr Futter mit 5 verschiedenen Medikamenten, was sich auf unseren Alltag besonders positiv auswirkt, da sie bereits 15 Jahre alt ist und eine Reihe von Gesundheitsproblemen hat: Der chronische Katzenschnupfen führte zu Augenschäden und dazu, dass sie regelmäßig niest und ihre Nase fast immer ein wenig zu hat. Zudem hat sie einen Herzfehler, hat Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und Nierenversagen.

Diese Baustellen erscheinen auf den ersten Blick abschreckend, weshalb die arme ein knappes Jahr lang ohne Aussicht auf eine Familie, mit der sie ihre letzten Jahre verbringen konnte, im Tierheim saß. Dank des Entgegenkommens des Tierheims und den Patenschaften von wunderbaren Menschen, welche die Kosten für die Medikamente und halbjährlichen Tierarztbesuche übernehmen, haben sowohl ich als Studentin mit geringem Einkommen, als auch Jill als alte und kranke Katze, diese große Chance bekommen und sind seitdem sehr glücklich miteinander.

Es ist, wie in jeder guten Beziehung, ein ausgewogenes Geben und Nehmen: Die Süße bringt mich immer wieder mit ihrem tollen Charakter zum lachen, sorgt dafür dass ich mich nie einsam fühle und tröstet mich mit ihrem flauschigen Fell und beruhigendem Schnurren wenn ich es mal brauche. Im Gegenzug sorge ich dafür, dass es ihr gut geht, es an nichts fehlt und sie ihren Lebensabend wohlverdient genießen kann. Und das tut sie definitiv, denn sie hat schon nach kurzer Zeit in ihren eigenen vier Wänden Charakterzüge an sich wiederentdeckt, wie etwa ihren Spieltrieb, den sie im Tierheim verloren hatte! Jill übertrifft immer wieder alle Erwartungen: Erst vor zwei Monaten ist sie mit mir und meinem Freund umgezogen und anstatt durch den Stress krank zu werden, ist sie neu aufgeblüht und zurzeit so lebendig, jugendlich und glücklich wie noch nie.

Ich kann jedem nur empfehlen, sich auf kranke und/oder alte Katzen aus dem Tierheim einzulassen, denn die Dankbarkeit und Liebe die man dafür von ihnen bekommt, ist alle Mühen und Kosten Wert. Selbst eine Katze mit Gesundheitsproblemen wie Jill verursacht pro Tag nur etwa 15 Minuten mehr Aufwand als eine gesunde Katze und monatliche Medikament- und Tierarztkosten sind mit durchschnittlichem Einkommen zu stemmen, zumal man bei jedem Haustier mit Zusatzkosten durch Arztbesuche etc. rechnen muss. Man sollte sich bei der Wahl des eigenen Haustiers am Besten unvoreingenommen von seinem Herzen führen lassen und egal wo die Liebe hinfällt: Es wird viel Liebe und Freude über Jahre in das eigene Leben bringen. Melissa Reuter / Fotos: Melissa Reuter