Bonner Medienberichte über Stadttauben

Stadttauben und Vorurteile ihnen gegenüber

In den vergangenen Wochen wurde in der Bonner Presse mehrfach über Stadttauben berichtet. Der Fokus wurde in den Artikeln leider jeweils auf das Verbot und die drohenden Bußgelder – die übrigens eine gewisse Verhältnismäßigkeit voraussetzen – gelegt. Wünschenswert wäre zusätzlich eine verstärkte Aufklärung über das Thema „Stadttaube“ gewesen und die Lösung des „Problems“ in Form von betreuten Taubenschlägen.

Da dies jedoch leider fehlte, nachfolgend ein paar Vorurteile und was es damit auf sich hat:

Tauben laufen überall herum

  • die Tauben, die man in der Stadt zwischen den Füßen der Menschen, vor oder sogar in Cafés und Bäckereien scheinbar ohne Scheu, „dreist“ und „frech“ nach Futter suchen treibt nur eines: der schiere Hunger. Satte Tauben ruhen in der Regel viel und beschäftigen sich mit der Gefiederpflege und den Sozialkontakten.

Tauben koten alles voll

  • Es ist richtig, dass Tauben ihren Kot dort ablassen, wo sie gerade sitzen oder laufen. So wie jedes andere Tier auch.
    Lenkt man Tauben in betreute Schläge, fällt dort auch hauptsächlich der Kot an, der relativ einfach entfernt werden kann.

Taubenkot ist ätzend

  • Taubenkot ist weder ätzend noch zerstört er Gebäude oder andere Materialien. Hierzu hat die Universität Darmstadt am 26.08.2004 ein Gutachten verfasst.

Tauben übertragen Krankheiten

  • Tauben übertragen nicht mehr und nicht weniger Krankheiten als andere Tiere auch. Die meisten Erkrankungen sind artspezifisch und werden nur innerhalb der Art weitergegeben. Die wenigen Erkrankungen, die auch auf andere Tiere und den Menschen übergehen können bedürfen eines sehr nahen Kontaktes und eines sehr stark geschwächten Immunsystems, um eine Infektion auszulösen. Übrigens können auch Menschen Krankheiten auf Tiere übertragen. Die Hauptgefahr, sich eine Krankheit „einzufangen, stellt immer noch der Mensch selbst dar.

Tauben sind oft krank

  • Nicht artgerechtes Futter, wie sie es in unseren Abfällen finden, der ständige Hunger und der Konkurrenzdruck bei der Nahrungssuche machen Tauben anfällig für Krankheiten. Für Tauben artgerechtes Futter in Form von Getreide, Körnern, Sämereien findet sich in der Stadt nicht.

Tauben könnten auch im Wald Leben

  • Tauben sind von ihrer ursprünglichen Abstammung Wald her Felsen und keine Baum- oder Waldbewohner.

Futter lässt Tauben öfters als 2x jährlich brüten

  • Tauben brüten generell ganzjährig, ob mit oder ohne Futter. Es handelt sich um verwilderte Haustiere, denen das ganzjährige Brutverhalten angezüchtet wurde. So hatte man früher einen Fleisch- und Eierlieferanten auch im Winter. In betreuten Schlägen lässt sich der Bestand durch Eieraustausch kontrollieren

Füttern bedeutet Stress

  • Nahrungsaufnahme in einer größeren Gruppe bringt immer einen gewissen Stresslevel mit sich.
    Größer ist der Stress, wenn die Tiere ihr Futter mühsam suchen müssen. Am größten ist der Stress, wenn die Tiere Hunger leiden.

Futterstellen = Infektionsherde

  • nicht mehr und nicht weniger wie bei der heimischen Wildtierfütterung auch. Ein sauberer Futterplatz birgt weniger Risiko für Infektionen als verdreckte Müllecken, in denen die Tiere ihr Futter suchen.Die Möglichkeit den Futterplatz sauber zu halten ist in betreuten Schlägen um ein vielfaches höher.

Betreute Schläge bieten viele Vorteile und können die Bedürfnisse oder Wünsche aller Beteiligten berücksichtigen. Fütterung in kontrollierter Menge je nach Bedarf und vor allem artgerecht:

 

herumlaufende, „störende“ Tauben  

  • weniger herumlaufende Tauben, da sie satt sind

anfällig für Erkrankungen 

  • weniger anfällig für Erkrankungen

unschöner Taubenkot durch kranke Tauben

  • fester Taubenkot von gesunden Tauben, einfache Entfernung des hauptsächlich im Schlag anfallenden Kots, bessere hygienische Bedingungen

 

Ein reines Fütterungsverbot löst die „Probleme“ nicht. Es lässt die Tauben nur zusätzlich leiden. Hunger, Konkurrenz bei der Nahrungssuche, Aufnahme falscher und krankmachender Nahrung, fehlende bzw. zu wenige saubere Schlaf- und Nistmöglichkeiten und unkontrollierte Vermehrung führen zu krankheitsanfälligen Tauben. Es wird die Tauben nie aus dem Stadtbild verschwinden lassen.

In betreuten Schlägen halten sich die Tauben vermehrt auf. Sie zeigen sich weniger im Stadtbild und wenn sie zu sehen sind, sind es aufgrund der artgerechten und ausreichenden Fütterung überwiegend gesunde Tiere. Weiterer Nachwuchs kann durch einen Austausch der Gelege reduziert werden.

Fotos: privat