Nachruf für Pflegehündin: Motte (Lussi)

vom 28. August 2018:

Liebe Frau Schrey, liebes Tierheim-Team,

gestern Abend haben wir Lussi/Motte gehen lassen. Ich möchte mich bedanken, dass Sie uns diesen wunderbaren Schatz anvertraut haben. Wir sind total traurig über ihren Verlust, sie fehlt uns sehr. Liebe Grüße A.P.

Vielleicht bedeutet Liebe auch lernen, jemanden gehen zu lassen.
Wissen, wann es Abschied nehmen heißt.
Nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Wege stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben.

Sergio Bambaren (aus „Der träumende Delphin“)

Motte… mein Schatten, mein Pattexhund, du Kämpferin mit dem allerstärkstem Lebenswillen… nun bist du fort.

 

Im Frühjahr 2014 wurden wir auf dich aufmerksam. Deine langjährige Familie hatte sich deiner – damals 14-jährig und mit diversen gesundheitlichen Baustellen – im Tierheim Bonn entledigt.  4,5 Jahre hast du uns noch geschenkt, und dafür sind wir unendlich dankbar.

Mit deiner handlichen Größe, deinem niedlichen Aussehen und deinen etwas tollpatschigen Bewegungen, entzücktest du alle, die dir begegneten. Und nicht wenige fragten anfangs erstaunt, ob wir nun einen Welpen zu unserer Oldiegruppe dazu genommen hätten… 😉 Doch ein Kuschelhund bist du nie gewesen, ganz im Gegenteil. Wer die Hand nach dir ausstreckte, um dich zu streicheln, bekam erstmal deine Zähnchen zu spüren. Nicht aus Böswilligkeit – nein, dein einziges Interesse galt den möglichen Leckereien, die derjenige in der Hand haben könnte und die du dir gierig schnappen wolltest! Erst in den letzten Monaten deines Lebens wurdest du für Berührungen und Streicheleinheiten offen und konntest sie sogar genießen.

„Dein ist mein ganzes Herz. Wo du nicht bist, kann ich nicht sein“, eine Zeile aus einem Lied, deren Bedeutung von Anfang an dein Motto war, tief in dir eingebrannt. Immerzu musstest du in meiner Nähe sein, mich stets im Blick haben. Das nahm zum Teil irrwitzige Ausmaße und schon zwanghafte Züge an und ging weit über eine normale Anhänglichkeit hinaus, wie manche Hunde sie zu ihren Lieblingsmenschen haben. Du schienst auf eine Weise mit mir verschmolzen zu sein, definiertest dich über mich, für dich waren wir eins. Mich zu sehen, bedeutete für dich zu wissen, dass du da bist. Das war für keinen von uns besonders förderlich, aber was sollte ich machen.

Dein Lebenswillen war enorm. Von zwei Notoperationen erholtest du dich wider Erwarten schnell und gut, und auch nach dem Vestibularsyndrom im letzten Dezember hast du dich mit aller Kraft ins Leben zurückgekämpft. Du warst so unglaublich hart im Nehmen. Ich werde nie vergessen, wie du mir mit aufgebrochenem, an dir herunterbaumelndem Tumor entgegen gewackelt kamst und mich erwartungsvoll angucktest, bereit für´s Frühstück. Mir ist fast das Herz stehengeblieben.

Doch was vor 1 – 2  Jahren noch als Tüddeligkeit bezeichnet werden konnte, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer richtigen Demenz. Immer öfter wusstest du nicht mehr, wo du warst oder was du wolltest. In den letzten Wochen warst du wie auf Autopilot. Mottchen, ich weiß nicht, was du in letzter Zeit überhaupt noch wirklich mitbekommen hast. Fressen und trinken klappte nicht mehr ohne Hilfe, und dein Blick ging oft ins Leere. Manchmal schliefst du über Stunden wie tot, dann wieder war es dir unmöglich, zur Ruhe zu kommen. Dein Tag-/Nachtrhythmus funktionierte schon lange nicht mehr. Unzählige Male bist du Tag wie Nacht aus deinem Bett gesprungen, um planlos herumzustehen oder rastlos hin- und herzulaufen. Wir bekamen deine Kieferentzündung trotz Antibiose nicht richtig in den Griff,  eine erneute OP schied jedoch aus. Deine Knochen müssen dir wahnsinnig wehgetan haben, so krumm und schief, wie dein ganzer Körper immer schon war. Doch der schien ja ohnehin nie so recht zu dir gehört zu haben.

Beständig habe ich dich in den letzten Wochen beobachtet, um herauszufinden, ob es so, wie du durch dein Leben gehst, noch Qualität für dich bedeutet. Dass du keinerlei Schmerzempfinden oder Unwohlsein zeigtest, machte es nicht leichter.

Mottchen, es ist so wahnsinnig schwer gefallen, dich nun loszulassen. Zu entscheiden, dass es genug ist.  Du bist gestern Abend ganz friedlich auf meinem Schoß eingeschlafen, dein Köpfchen an meiner Brust. Wir haben uns angesehen, wir haben zusammen ein- und ausgeatmet und sind für eine kleine Weile miteinander verschmolzen. Und dann kam dein letztes Ausatmen, und du bist sanft und leicht  davon geschwebt. Ich bin sehr stolz auf dich, Motti!

Meine kleine Mottenmaus, jetzt bist du frei von den Widrigkeiten und Begrenzungen deines Körpers und denen des Lebens. 1000 Dank, dass du bei uns warst und wir einander noch so lange begleiten durften. Ich wünsche dir allzeit Berge von Leckereien und immer ein volles Bäuchlein! Ob der Leckerschmecker-Express von Onkel Uli auch dort Station macht, wo du jetzt bist? Wenn ja, wirst du ihn auf jeden Fall finden und dich keinen Millimeter von der Haltestelle weg bewegen, da bin ich absolut sicher!

Dein ist unser ganzes Herz, kleine Motte, wir haben dich immer lieb.

A. & G.

© Fotos: Privat