Nonos Geschichte ist sehr traurig: Er wurde von seiner Familie im Tierheim bei uns abgegeben, weil er sich in verschiedenen Situationen aggressiv gegenüber Menschen verhalten hatte und die Eltern Angst um das eigene kleine Kind hatte, mit dem Nono sich jedoch gut verstand. Doch auch Kinder bekommen natürlich andere Kinder zu Besuch, deshalb trennte man sich schweren Herzens. Die Familie hatte Nonos Leben in Jordanien, wo sie beruflich zwischenzeitlich lebte, als Welpe in einem Flüchtlingscamp gerettet. Denn dort hatten Kinder das Hundebaby gequält, ihm das Ohr abgeschnitten und die Pfote verstümmelt.
Dass Nono durch diese schlimmen sadistischen Erfahrungen misstrauisch gegenüber Menschen geworden ist, ist kein Wunder und absolut nachvollziehbar. Dazu kommt, dass er als Kanaan-Hund von seinem Rassetypus her ohnehin ein Schutz- und Wachhund ist. Kanaan-Hunde sind voller Verteidigungsbereitschaft, aber nicht von Natur aus aggressiv. Sie sind wachsam nicht nur gegenüber Menschen, sondern auch gegenüber anderen Tieren. Gegenüber seiner Familie ist er jedoch treu und ergeben. Das Verhältnis zu seinem/r Besitzer/in bedeutet für ihn Partnerschaft, beide Seiten nehmen und geben. Bei Nono ist es auch so, dass alles Fremde, was von außen kommt, Gefahr für ihn bedeutet. So werden andere Hunde und teilweise auch fremde oder für ihn bedrohlich wirkende Menschen von Nono an der Leine lautstark angebellt, geht man aber zusammen mit anderen Hunden mit ihm als „Rudel“ in die gleiche Richtung, akzeptiert Nono diese und findet sie auch toll. Wegen seines starken Schutztriebs kann Nono leider nur mit Maulkorb ausgeführt werden, doch Sicherheit geht vor, und den Maulkorb trägt er auch brav. Seine Ausführer:innen haben aber intensiv mit ihm trainiert und Hundebegegnungen unterwegs wirklich gut in den Griff bekommen.
Vom Wesen seinen Bezugspersonen gegenüber ist Nono ein ganz Toller: verschmust, anhänglich und sehr gut erzogen. Ist kein Artgenosse in Sicht, geht er einwandfrei und ohne zu ziehen an der Leine. Hat er jedoch einen anderen Hund im Blick, der ihm entgegenkommt und den er nicht mag, braucht man Kraft, um ihn zu halten. Nono zeigt sich altersentsprechend verspielt. Im Tierheim leidet Nono sehr, denn er hatte ja ein gutes und liebevolles Zuhause. Auch stubenrein ist er.
Für Nono suchen wir ein ländlich gelegenes Zuhause bei Menschen mit Hundeverstand. Ideal wäre es, wenn möglichst wenig Besuch kommt und kaum Hunde in der Nachbarschaft wohnen. Er möchte seinen Job als Aufpasser ausfüllen, muss aber genauso lernen, dass in den meisten Situationen seine Menschen auf ihn aufpassen und für ihn alles regeln. Das wird ein langer Weg sein und erfordert intensives und konsequentes Training. Denn Nono ist sehr sensibel und loyal und möchte eigentlich seinen Bezugspersonen nur gefallen, für die er durchs Feuer gehen würde.
Update Herbst 2024:
Manchmal scheint Nono so, als hätte er sich mit dem Leben im Tierheim abgefunden und wirkt fast hoffnungslos in seinem Zwinger. Dabei stresst ihn der Tierheimalltag immer noch sehr, teilweise mehr als die anderen „Langzeitinsassen“. Nono zeigt sich bei uns als außerordentlich reinlicher Hund. Wenn in seinem Zwinger mal etwas anders ist oder irgendwo etwas vermeintlich „Ekliges“ rumliegt, sieht man fast, wie er angeekelt das Gesicht verzieht und sich dem ekligen oder veränderten Objekt partout nicht nähern möchte. Dazu gibt es meist noch einen bösen Blick an den Menschen gerichtet, der diese inakzeptable Situation verschuldet und/oder geduldet hat.
Leider ist ein Tierheim nicht immer der reinlichste oder ruhigste Ort und damit kommt Nono nur schwer zurecht. Zusätzlich stresst ihn alles, was außerhalb der normalen Routine abläuft. Dies äußert sich in immer wiederkehrenden Magen- und Darm-Problemen, denen wir keine körperliche Ursache zuordnen können und deshalb nur mit Spezialfutter versuchen können, diese in Schach zu halten.
Mit anderen Hunden kommt er nach Sympathie mittlerweile sehr gut zurecht und freut sich auch über ein Spieltreffen in unserem Freilauf. Dauerhaft möchte er sein Reich aber nicht mit anderen teilen, das mussten wir in der Vergangenheit immer wieder feststellen.
Nono hat in seiner langen Zeit bei uns schon große Fortschritte gemacht. Wir möchten ihn nicht aufgeben. Vielleicht findet er ja doch noch seinen passenden Deckel.
Rasse | Kanaan-Hund |
Geschlecht | kastrierter Rüde |
Geboren | 11/2017 |
Größe | ca. 60 cm |
Verträglich mit Artgenossen? | nach Sympathie, Vermittlung aber nur als Einzelhund |
Katzenverträglich? | eher nicht |
Verträglich mit anderen Tieren? | unbekannt |
Autofahren? | nicht gern |
Alleine bleiben? | vorstellbar |
Im Tierheim seit | 17.05.2019 |
© Fotos: Julia Reiners