Nachruf auf Pollux (ehemals Borisz)
Bald sind es 10 Jahre her, dass wir Borisz erstmalig ausgeführt und dann von Euch adoptiert hatten. Boris war für uns ein Männername und deshalb änderten wir ihn in Pollux. Als kleiner Hund hatte er eine Belastung am Herz, die aber in Ungarn gut therapiert wurde (danach war er nie mehr krank). Und so konnte er in seinen jüngeren Jahren viel mit anderen Hunden auf der nahen Hundewiese rumtollen. Ich hatte dem Tierheim in Székesfehérvár mal eine E-Mail samt einem Foto geschickt. Die haben sich sehr über die Rückmeldung gefreut und einen kleinen Artikel darüber auf ihren Webseiten gebracht.
Der Spieltrieb ließ leider im mittleren Alter nach, er wurde zu einem ruhigen, geduldigen Hund, aber stets gut gelaunt. So blieb er freundlich zu anderen Hunden. Und gegenüber Menschen, Ihr hattet es mit anderen Worten in Eurer Charakterisierung geschrieben. Er war in der Nachbarschaft beliebt. Und schenkte manchen Senioren einen Augenblick Freude, wenn sie ihn streicheln durften.
In Eurer ansonsten treffenden Beschreibung stand, dass er noch ein wenig an der Leine zog. Das war bei uns nicht mehr der Fall, ich konnte die Leinenschlaufe mit einem Finger halten. Eure Ausführerinnen hatten gute Erziehungsarbeit geleistet! Borisz war aber auch länger bei Euch. Wir haben die Entscheidung für ihn nie bereut, im Gegenteil.
Vielleicht verursacht durch die Hungerzeit in seiner Kindheit blieb fressen für Pollux sein „Hobby“, wie Ihr es genannt hattet, er hatte stets leichtes Übergewicht. Er erschnupperte unterwegs oft Krümmel, die ich mit bloßem Auge nicht entdeckt habe. Und daheim musste man aufpassen, alles fressbares von ihm fern zu halten, schnell war es sonst weg. Einmal hatte meine Frau einen Kuchen gebacken und zu nahe an den Arbeitsplattenrand gestellt, und…
Gebellt hat er sehr selten, z.B. bei Knallerei wie an Silvester. Vor der hatte er aber keine Angst, sie hat ihn nur genervt. Wenn er aber schlief und träumte, dann kam öfters ein leises wuff, wuff von ihm.
Obwohl teilweise ein Labrador Retriever, hat er nicht apportiert. Aber er und ich haben oft um einen Stock gerungen. Einmal war zwischen seinen Zähnen und dem Stock noch ein Finger von mir dazwischen – das hat geblutet!
Sein Lebensende kam jetzt überraschend. Leichte Anzeichen gab es aber schon in seinen letzten Wochen, er war nicht mehr so belastbar, das Alter…
An seinem vorletzten Tag sind wir morgens noch die normale Gassirunde gegangen. Einen halben Tag später dämmerte er nur noch vor sich hin und konnte kaum mehr aufstehen. Sein Herz schlug nur noch unregelmässig, stellte die Tierärztin u.a. fest. Sie hat ihn dann eingeschläfert, er wäre nicht mehr auf die Beine gekommen. Mehr will ich dazu nicht schreiben.
Sein Rudelführer war ich. Wir sind in unserem gemeinsamen Leben weit über 10.000 km gewandert und Gassi gegangen, wir haben es zusammen genossen! Zusammengeführt durch das Tierheim Albert Schweitzer.
In Dankbarkeit
Ralph
P.S.: Etwas Trost finde ich in den vielen lieben Berichten hier. Schön, dass das Tierheim diese Rubrik hat!
10.01.2025
© Foto: Privat