Ehemaligen-Post: Kaju

Liebes Tierheim-Team,

meine Menschin hat gesagt, ich soll mich mal bei euch melden, um von meinem Leben mit ihr zu erzählen und Werbung bei den Zweibeinern dafür zu machen, über den „Zuerst Ausführer“-Weg einen Hund aus dem Tierheim zu adoptieren. 

Im März 2025 ist es drei Jahre her, dass ich ausgezogen bin – meine Menschin hat das nachgerechnet und dann gesagt „Oh Gott, wie die Zeit vergeht, das kann doch nicht sein; ich werde alt.“ 

Mensch möchte ich nicht sein, die machen sich Sorgen um so lächerliche Sachen wie Altern; ich als Hund mache mir nur Sorgen um wirklich besorgniserregende Sachen, wie dass der Staubsauger mich und meine Menschin verschlingen könnte, oder dass die Wohnung explodiert, weil ein Kulli aus Versehen auf den Boden geklongt ist. (Ich bin in den letzten Jahren viel cooler geworden, aber ein bisschen schreckhaft bin ich immer noch.)

Ich mag mein Leben in der Bonner Nordstadt sehr gerne. Ich habe Hundefreunde und sogar einige Menschenfreunde gefunden. Ich mag viel schnüffeln auf meinen Park- und Rheinrunden und bei anderen Hundebesitzern Leckerlie erbetteln. (Das ist das Praktische daran, wenn man tendenziell erst mal fast alle außer seinem Mensch suspekt bis gefährlich findet: Man darf bei allen Leuten Leckerlie bekommen, damit man da etwas weniger paranoid wird.) Wenn ich mich wohl fühle und den Stress des Alltags abschütteln will, kriege ich ab und zu mal meine wilde Minute und renne wild im Zick-Zack über die Wiese, meine Menschin nennt das Zoomies. Aber grundsätzlich spiele ich als Hündin besten Alters (ich bin vor kurzem acht geworden) nicht so viel mit anderen Hunden, ich stehe lieber daneben und checke, ob die Besitzerinnen nicht vielleicht ein paar Leckerlies abgeben wollen. (Meine Menschin sagt, ich bin wie in ein Kind, dass beim Kindergeburtstag versucht, mit den Eltern in der Küche ins Gespräch zu kommen statt mitzuspielen.) Aber ich freue mich ungemein, wenn ich meine Lieblingsrüden oder besten Freundinnen treffe und muss dann intensiv erschnüffeln, wie die so drauf sind gerade. 

Ich mag, dass ich in meiner Wohnung viel Ruhe bekomme, aber nicht so viel alleine aufpassen muss. Nur das Rechteck, vor dem meine Menschin die meisten Tage sitzt, macht manchmal total nervige Geräusche macht — aber dann gehe ich in den anderen Raum, das passt schon. (Anmerkung meiner Menschin: Kaju hasst das MS Teams-Anrufgeräusch bei Online-Meetings. Keine Ahnung, wieso.)

Besuch in der Wohnung fand ich am Anfang ganz gruselig und anstrengend; aber ich habe gelernt, dass die mich und meine Menschin gar nicht hinterlistig ermorden wollen, und die einem sogar ganz gut die Stirn und den Nacken massieren können. 

Ich bin jetzt also Stadthund (wenngleich meine Menschin für uns natürlich eine Wohnung mit grün ums Eck gesucht hat), und habe schon viele Komplimente dafür bekommen, wie hübsch und brav und cool ich bin.

Wer hätte das am Anfang, als ich bei euch ankam, gedacht, dass ich, Kaju — „Angsthund, bitte nur mit Sicherheitsgeschirr und Bauchgurt ausführen“ — ein Stadthund wird, der Bahn und Bus fährt (wenn‘s sein muss, um zu netten Menschen und/oder schönen Orten zu kommen) und ganz cool neben der Autobahn über die Nordbrücke zur Beueler Hundewiese stapft. (Meine Menschin sagt, dass ich erwähnen soll, dass das natürlich nur so geklappt hat, weil ich mich langsam an sie und mehr Außenreize gewöhnen konnte.)

Ich glaube, ich habe mir meine Menschin gut ausgesucht und habe das gut gemacht, sie über anderthalb Jahre im Tierheim weich zu klopfen, bis sie gesagt hat, „Fuck it, Home Office scheint auch nach Corona zu bleiben, dann suche ich mir jetzt eine Wohnung, in der ich einen Hund halten darf.“ Meine Menschin sagt, man muss ganz schön viel Charme sprühen, damit ein Zweibeiner auf dem Bonner Wohnungsmarkt eine günstige Altstadtwohnung aufgibt.

Meine Menschin sagt auch, dass sie es Leuten, die sich bald oder auch irgendwann einen eigenen Hund anschaffen wollen, sehr empfiehlt, mit Ausführen im Tierheim anzufangen. Sie sagt, dass sie dadurch viel gelernt hat über Hunde — ihre Kommunikation, ihre Bedürfnisse, die ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten — und was für ein Hund zu ihr passt. 

Viele liebe Grüsse und frohes Neues! Ich drücke für 2025 den Hunden bei euch die Pfoten, dass sie ein schönes Zuhause finden! 

Eure Kaju 

PS: Ich und die Menschin haben ein paar Fotos aus Alltag und Urlauben angehängt. 

© Fotos: Privat