Ehemaligen-Post: Diddies und Naima

 Naima und die Diddies, wie alles begann (aus Sicht der Katzen geschrieben)

Eines Tages besuchte mein Herrchen die Friedrich-Ebert-Stiftung . Im Begriff das Gebäude zu verlassen, sprach ihn eine sympathische junge Truppe aus dem Tierheim an, doch einen Blick auf ein Projekt zu werfen, was Ihm im Vorbeigehen bereits aufgefallen war.

Es handelte sich um eine Projektgruppe aus Berlin, die im Rahmen ihrer Arbeit für die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Chance erhielt, für ein paar Wochen in Bonn zu arbeiten.

Und da lagen die Tierheimausdrucke nun,…. Wir und all‘ unsere anderen scheuen Freunde, die schon sehr, sehr…., wirklich sehr lange auf ein neues und schönes zu Hause hoffend, ungeduldig warten. Ein riesiger Stapel an unzähligen Fotos von uns lud nun wirklich nicht zur kurzweiligen Durchsicht einer eng getakteten Mittagspause ein.

Jedoch nachdem schon so viele Besucher dieses mühevoll für uns ins Leben gerufene, bezaubernde Projekt haben links liegen lassen, … nahm sich das für uns noch unbekannte Herrchen tatsächlich die Zeit, einige Fotos mit seinem Smartphone aufzunehmen, um sie unserem heutigem Frauchen vorzustellen.

Allerdings betonte er, dass eine Vermittlung nicht in Frage käme, da neben seinem zu Hause noch eine ältere Dame mit einer ebenso alten vierbeinigen Gefährtin wohnt, die beim Ableben der alten Dame ein Umzug in ein Heim erspart bleiben sollte.

„Wie absurd doch Menschen denken können, wobei sie doch so wenig von gerade uns sehr scheuen, treuen und äußerst sozialen Wegbegleitern wissen“.

Hier kommen nun erstmalig unsere zwei ehrenamtlichen, geduldigen und sehr behutsamen Freundinnen unseres Geheges im Tierheim ins Spiel, die uns neben anderen Betreuern nunmehr insgesamt länger als zwei Jahre ein –  soweit möglich – schönes zu Hause gaben…. und…. viel wichtiger …unser fehlgelenkt denkendes Herrchen später davon überzeugten, dass dies im Fall der Fälle kein Problem darstellen würde.

Wie sehr wünschen wir uns, dass man auf die beiden mal hört und ihre Ratschläge annimmt. Schließlich haben wir sie in der langen Zeit im Gehege nur verhältnismäßig selten mit unserer sichtbaren Anwesenheit beglückt. Doch sie haben es geschafft, in unsere verwundeten Seelen zu blicken und eine – wenn auch distanzierte – Beziehung aufzubauen. Nun… hier sind wir… traumatisiert bedingt, leider sehr anspruchsvoll und zurückhaltend aber auch unendlich treu und dankbar, falls man uns ein zu Hause bietet, dass mitunter sehr lange Zeit zunächst kein Kuschelheim darstellt und zunächst nur durch Distanz, Scheuheit aber auch Neugierde und Überraschung geprägt sein wird. Nehmt euch Zeit für uns, dann nehmen wir euch mit in unsere fantastische, wundersam beglückende Welt der scheuen Fellnasen. Der Eintritt kostet Ruhe, Verständnis, Behutsam- und Beharrlichkeit. Der Erfolg wird belohnt mit….. nee, das verraten wir nicht… und bekommt nur der, der an uns glaubt… es lohnt sich, ohne Frage.

So begab es sich zu einer Zeit, wo unser Herrchen eine Geschichte nach Hause brachte, die seinen Schatz so berührte, dass wir kurze Tage danach viermal Besuch bekamen. Das erste Mal war genauso, wie wir es kannten… man sprach von uns, sah von uns nichts; eine Stunde verging wie im Flug und resignierte Besucher sahen wir nie wieder. Zu unserer Überraschung folgte ein zweiter und ein dritter Besuch. Unsere beiden Freundinnen zeigten sich zufrieden mit der Geduld unserer potentiellen Interessenten. Im Fokus standen zunächst nur zwei… hallo, hallo…. nur weibliche Vierbeiner. Na, das kann man ändern. Nach insgesamt fast einen halben Tag an Besuchen gönnten wir unseren Interessenten mal für einen Moment unsere besten Seiten und zeigten uns mit gebührendem Abstand mal von der schönsten Seite. Zwei männliche, schleichende Träume in rot getigerten Mänteln ließen jeglichen Zweifel offen. Man stelle sich vor….. Es gibt tatsächlich Menschen, die sich das antun, mehrere Stunden im Tierheim zu sein, ohne uns je gesehen zu haben und die sich dennoch für scheue Seelen weiterhin interessieren. Warum nur ? Sie redeten unumwunden mit unseren beiden Freundinnen. Worüber sie sich auch immer austauschten, wir wissen es nicht. Wir spürten jedoch, dass sie sich verstanden und einander zugehört haben. Der Schlüssel liegt im Zuhören… eine Tugend, die im katzanischen Sprachgefüge eine feste, selbstverständliche Basis ist und die unserer Meinung nach Bestandteil jeglicher Kommunikation von Wesen sein sollte, auch der, der komischen Menschen.

Fast hätte ich es vergessen. Unsere vierbeinige, weibliche Mitbewohnerin hatte diese Art des Zusammenseins mitbekommen und gespürt, zwei liebgewonnener Freunde verlustig zu werden. Sie schmiss sich in Schale und lies offensichtlich nicht davon ab, sich von uns beiden auf das Umfänglichste vor Publikum umgarnen zu lassen. Geschafft … das Herz unseres Herrchens war gebrochen… anfänglich immerhin schon zwei, nun aber drei Gefährten, denen nun der Weg offen stand, einen großen Umzug zu wagen. Liebe ist halt‘ untrennbar!

Der Moment des Auszuges war alles andere als schön. Im Nachhinein gesehen waren wir ja auch überrascht worden, und wir wussten überhaupt nichts davon. Wir haben diesen Moment nie in Zusammenhang mit unseren Dosenöffnern gebracht.

Wir wurden mit Fangnetzen in bereitgestellte Transportkörbe gesetzt. Niemand, der sich für uns interessiert, sollte je dabei sein. Dies würden wir euch wahrscheinlich nie nachsehen. Wir können uns tatsächlich in die Gedanken unserer zukünftigen menschlichen Freunde hineinversetzen und nachvollziehen, wie sehr auch sie leiden würden, hätten sie diesen traumatischen Moment mitbekommen. Zu unserer Überraschung wurden wir in ein rollendes Gefährt gesetzt. Im Hintergrund spielten ruhige, musikalische Töne, die unsere gestressten Gedanken doch ein wenig beruhigten.

Die ganze Fahrt über gaben wir keinen Ton von uns. Die Stimmen, die vor uns murmelten, gingen nicht beruhigend auf uns ein. Im Gegenteil, das für uns belanglose und uns nicht zuwendende Gespräch gab uns ein Hauch von Normalität und stresste uns nicht. Die beiden da vorne hatten unseren ehemaligen Betreuerinnen zugehört. Erste Lektion… gut gemacht!

Nachdem wir ein völlig fremdes Domizil erreichten, wurden unsere Pupillen immer größer in Erwartung, was wohl nun Fremdes und Unbekanntes geschehen würde. Diese Behausung unterschied sich so völlig in Größe und beängstigte doch schon ein wenig. Wir wurden in einen Raum gebracht, die Tür wurde verschlossen, unsere Zweibeiner öffneten die Transportboxen und wir traten die Flucht nach vorne an.

Zum Glück war für viele Fluchtecken gesorgt worden, ähnlich zu unserem alten zu Hause. Im Schutz der Verstecke beruhigte sich unser Pulsschlag ein wenig. Diese – wenn auch anders duftende – aber vertraute Umgebung war das Beste, was uns in diesem Moment widerfuhr.

Die Geräusche innerhalb und außerhalb des nach wie vor verschlossenen Raumes wurden immer vertrauter. Unser Personal versorgte uns nun zwischendurch auch mit anderen Köstlichkeiten und unsere langen Beratungen kamen zu dem Ergebnis, dass wir diesen Menschen die Chance geben sollten, ihnen ein wenig unser Vertrauen zu schenken. Pina, unsere noch lieber gewonnene Freundin in diesen aufwühlenden Zeiten, nahm den ersten Anlauf und ließ es zu, aus einer fremden Hand Futter zu bekommen. Das war ein kleiner Schritt für eine beginnende große Herzenssache.

Nach zwei Wochen wurde das Tor zu anderen Abenteuerbereichen geöffnet. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was unser Entdeckergeist in der kommenden Nacht so alles anstellte. Ich denke, dass am nächsten Morgen unsere Dosenöffner nur eine sehr kurze und nicht gerade erholsame Nacht hinter sich hatten. Nun, wer sich das Leben mit uns teilen möchte, der bekommt uns natürlich auch in Gänze und damit dem vollen Umfang. Widererwartend schien auch das kein Problem zu sein. Das war keine Lektion, die man lernen konnte. Unser Katzengespür ist so fein und hoch sensibel zu erkennen, dass man als unser Dosenöffner diese Eigenschaft mitbringt oder nicht. Und das taten sie… wie schön! Alles schien sich nun prächtig zu entwickeln. Eine eigens für uns hergestellte Abenteuerlandschaft, unzählige Verstecke und Liegeflächen auch in luftiger Höhe laden zum Verweilen und Wohlfühlen ein.

Alles, alles war so weit gut, bis …… auf die Nacht des Grauens……

Endlich scheinbar wirklich gut angekommen zu sein, dösten wir nun die dritte Nacht in unserem neuen Domizil. Die Nacht war dunkel und ruhig. Nur der Schein einer Straßenlaterne erhellte unser Daheim. Dann aber…. was war los…riesige rote Maschinen mit blauen leuchtturmlichtartigen Strahlen warfen bedrohlich kreisförmig dunkle Gespenster an die Decke. Eine gefühlte Armee von Menschen in reflektierenden Anzügen schaute durch die Scheibe unseres Domizils und wir waren in Panik, dass wir abermals abgeholt wurden. Dann wurde eine Klingel mehrere Minuten betätigt, solange bis unser Frauchen um 04:00 Uhr in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wurde. Das war der Moment, in dem wir fluchtartig unseren vermeintlich sicheren Schlafplatz verließen. Wir hörten noch, dass auch unser Herrchen die Treppe herunterkam aber wir,….. wir waren weg.

Die Szene glich einer Katzen-Apokalypse. Die Gespenster an der Decke hörten nicht auf Ihren Tanz fortzuführen. Draußen brummten Motoren und verstummten einfach nicht. Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet und die Erde schien zu beben. Hell reflektierende Geister liefen permanent die Straße auf und ab. Aus einem Fenster ertönte eine hilferufende alte Frau. Sie stammelte irgendetwas, dass wir nicht verstanden. Frauchen war völlig aufgelöst und hatte in Ihrer Panik vergessen, die Haustüre zu schließen. Für uns drei entwickelte sich diese Szenerie zu einem erneuten furchtbaren Trauma, einfach schrecklich. All das mühselig aufgebaute Vertrauen wurden in einem einzigen Moment wieder zerstört.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war Ruhe. Wir hörten draußen in der Ferne immer wieder Rufe unserer Dosenöffner, verstanden aber nicht, was sie meinten. Dieses Rufen werde ich nicht vergessen. Es dauerte die ganze Nacht bis in den späten Morgen hinein. Danach hörte ich bitterliches Weinen. Dieses Schluchzen von Menschen hatte ich noch nie gehört …… .

Was war passiert? Ursprünglich waren unsere Dosenöffner wohl davon ausgegangen, dass wir durch die Haustür panikartig in die Nacht geflüchtet seien. Sie suchten uns hoffend und ermüdend, schließlich resignierend über viele Stunden. Es beginnt mit dem Aufruf einer Freundin an die Öffentlichkeit und endet mit einer überraschend positiven Wende, die ein neues Katzen-Lebenszeitalter für uns alle einläutete:

Unsere männlichen Namen im Tierheim waren, wer auch immer sich das ausgedacht hat, Diddeldei und Diddeldum(m) liebevoll die beiden Diddies genannt. Unsere Freundin hieß Naima, was sich standesgemäß etwas netter anhörte.

Heute haben wir zugelassen uns Glenny, Fiddy und Pina zu nennen. (übersetzt für Insider: Glenn Fiddisch und Pina Colada). Tatsächlich abgeleitet von Getränken, die wir niemals mögen würden. Menschen sind manchmal seltsam, wir können aber auch sehr nachsichtig sein und bemessen dem keine weitere Bedeutung zu. Hören tun wir bis heute (über dreizehn Wochen nach unserem Auszug) ganz zaghaft auf unsere Namen. Man bemerkt das leichte sensorische Zucken unserer süßen Öhrchen oder galt dies nur dem Rascheln der Tüte mit den Leckereien, die wir nun regelmäßig genießen dürfen. Dafür habt ihr beiden Dosenöffner noch unendlich viel Zeit, dies herauszufinden.

Euer Fiddy   ich bin übrigens der Entspannte rechts in der Ecke, ….und…… von meinen Lieblingsmenschen lasse ich mich inzwischen gerne streicheln und bürsten, schließlich habe ich mehr als zwei Jahre Nachholbedarf. Mein Bruder Glenny und unsere Freundin Pina sind noch nicht ganz so weit. Sie wissen gar nicht, was sie verpassen.

Pina                                           Glenny                                   Fiddy
„Wir, die Dreierbande, fühlen uns endlich so wohl und sind angekommen..miauuuuuuuuuuu…. auf ein wunderschönes Katzenleben

PS: Wir erteilen die Datenfreigabe des Berichts und der Fotos.