Hallo liebes Team vom Tierheim Bonn!
Genau vor einem halben Jahr haben wir Luke und Nerida adoptiert und haben uns auf das „Abenteuer scheue Katzen“ eingelassen. Höchste Zeit eine Zwischenmeldung über das Wohlergehen und die riesen Fortschritte unserer beiden Fellnasen zu machen.
Nerida, die forschere der Beiden, zeigte sich bereits nach einer Woche, wenn ich zur Fütterung in die eigens eingerichteten Katzenzimmer im Keller kam – scheu und immer auf der Hut, aber sie zeigte sich. Luke versteckte sich hinter einem Bücherregal und wir bekamen ihn überhaupt nicht zu Gesicht. Nur in der Nacht kam er heraus um zu fressen, aufs Klöchen zu gehen und mit Nerida zu spielen. Nach 2 Wochen stellte ich dann morgens fest, dass nur noch eine Katze in der Nacht gefressen hatte und auch der Inhalt der Klöchen zeugte nur noch von einer Katze. Durch einen Defekt an der Katzenklappe war Luke uns tatsächlich nach draußen entwischt. Die Aufregung war groß und wir waren total verzweifelt! Gott sei Dank ist er im Garten geblieben und nicht weiter weggelaufen. Fortan haben wir ihn draußen gefüttert und haben auf der Lauer gelegen um ihn zu überlisten und wieder einzufangen. Nach 6 ½ Wochen ist uns das unmöglich geglaubte gelungen und Luke war wieder drinnen. Nerida, die ihren Kumpel sehr vermisst hatte, nahm ihn am ersten Abend quasi ans Pfötchen und zeigte ihm alles. Wir hatten uns große Sorgen gemacht für das erste aufeinandertreffen der zwei nach 6 ½ Wochen. Würde Nerida Luke in „Ihrem“ Revier wieder akzeptieren und wie würde Luke auf Nerida reagieren? Aber alle Sorgen waren umsonst. Nerida hat sich ganz vorsichtig und liebevoll dem sehr verängstigten Luke genähert und nach gut 2 Stunden kamen beide Katzen einträchtig nebeneinander aus dem Zimmer spaziert. Wir waren so stolz auf die Beiden! Seitdem ist Luke ein ganz anderer Kater. Die Zeit draußen hat ihm offensichtlich gutgetan, denn fortan war Luke uns gegenüber zwar immer noch ängstlich und vorsichtig, aber sichtbar.
Inzwischen sind die Beiden bei uns „angekommen“ und trauen sich immer mehr aus der Sicherheit des Kellers heraus. Sie können sich frei im ganzen Haus bewegen. Im Wohnbereich gibt es jetzt ebenfalls einen großen Kratzbaum und Körbchen an verschiedenen Stellen laden zum relaxen und dösen ein. Spielzeug gibt es ebenfalls reichlich. Die Nächte verbringen die Beiden seit Anfang Februar oben im Wohnzimmer, wo sie schlafen und spielen (beide sind nachtaktiv). Morgens verziehen sie sich wieder in den Keller, wo sie den Tag verdösen. Seit ca. zwei Wochen kommen sie sogar am frühen Abend zu uns nach oben und speziell Luke fordert seine Spieleinheiten ein. Im Spiel vergisst er sogar manchmal alles und kommt bis auf ein paar Zentimeter an mich heran. Anfassen darf man ihn immer noch nicht und wenn er oder wir ihm mal etwas zu nahekommen, wird man auch schon mal angefaucht. Nerida lässt sich beim Füttern regelrecht von mir durch knuddeln (mein Mann darf sie nicht anfassen) und schnurrt dabei so sehr, dass die ganze Katze vibriert. Allerdings dauert das Schmusen und „sich fallen lassen“ nur kurz an. Dann ist es plötzlich so als würde ein Schalter bei ihr umgelegt und sie springt auf und muss zuerst mal Abstand halten. Luke schaut immer sehr neugierig zu, wenn ich sie streichele, aber er traut sich noch nicht. Aber was soll’s!
Einen Fortschritt hat es sogar heute Morgen gegeben. Beide Fellnasen waren tatsächlich noch oben, als ich aufgestanden bin. Luke hat sich dann ziemlich schnell in den Keller verzogen. Nerida ist dageblieben und war auch noch oben, als wir zur Arbeit gefahren sind. Das hat uns wieder mal ein Dauergrinsen aufs Gesicht gezaubert.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das letzte halbe Jahr immer nur toll war. Es gab Tage, da waren wir richtig deprimiert, weil in einem Moment noch alles okay und die Zwei zugänglich waren und im nächsten Moment sind sie vor uns geflüchtet, als würde der Leibhaftige vor ihnen stehen. Gerade am Anfang haben beide einen Schritt nach vorne und drei Schritte zurück gemacht. Des Weiteren ist es einfach zu sagen, man wäre sehr geduldig. Wenn die Geduld dann auf die Probe gestellt wird, bekommt man sehr schnell seine Grenzen aufgezeigt. Aber wir wussten, dass Luke und Nerida keine Katzen sind die sofort auf einen zukommen, sich streicheln lassen und einfach sein würden. Wir haben gesagt wir lassen ihnen Zeit und sie entscheiden wann der nächste Schritt erfolgt. Geduld (viele Stunden habe ich auf dem Boden liegend oder sitzend verbracht um sie an mich zu gewöhnen), sich zurücknehmen (nicht versuchen die Katze zu streicheln, auch wenn sie nur Zentimeter entfernt ist!) und zurückziehen, wenn man merkt es wird den Beiden alles zu viel, ist letztendlich der richtige Weg ins Katzenherz. Umso mehr freuen wir uns über jeden noch so kleinen Erfolg und Vertrauensbeweis. Wir würden jederzeit wieder scheuen Katzen eine Chance geben und sie bei uns aufnehmen. Denn: „Einfach kann ja jeder!“ :-))



Wir sind ganz verliebt in die Zwei und sehr glücklich. Es sind tolle Katzen und sie sind vom Charakter her so unterschiedlich. Nerida ist immer aktiv, selten für lange Zeit an ein und derselben Stelle und ist nach wie vor auf der Hut. Dabei dachten wir anfangs, sie wäre die Mutigere der Beiden. Luke ist gemütlicher. Wo er mal liegt, da bleibt er meistens auch lange liegen. Er lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen und überwindet seine Ängste schneller als Nerida. Selbstbewusst bleibt er jetzt sitzen, wenn ich an ihm vorüber gehe und beobachtet alles. Bin ich im Keller um die Klöchen zu putzen oder das Futter zu verteilen (Fressen wollen sie nach wie vor nur unten), dann ist er immer in meiner Nähe und liegt ganz entspannt da und schaut mir zu.
Anbei sende ich ein paar Bilder von unseren süßen Fellnasen. Manche Fotos sind etwas unscharf, da ich sie aus der Ferne machen musste. Nerida sich nicht so gerne fotografieren wie Luke und verschwindet meistens sobald sie sieht, dass ich sie fotografieren möchte. Luke findet das toll und guckt gerne in die Kamera.


Wir sind schon sehr gespannt auf die weitere Entwicklung der Zwei. Wenn es so weiter geht, dann wollen wir es in ein paar Wochen mal mit Freigang probieren. Wir hoffen es gefällt ihnen inzwischen so gut bei uns, dass sie dann nicht die erste Gelegenheit beim Schopfe packen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Das wird mit Sicherheit noch sehr aufregend und mit viel Herzklopfen einhergehen.
Jetzt schließe ich meinen „kurzen“ Bericht über das Leben von Luke und Nerida. Ich hoffe Sie können sehen, dass es den Zweien gut geht.
Viele Grüße von Luke, Nerida, Jürgen und Bettina – Fotos privat