Ehemaligen-Post: Lili

03.02.2024 Hallo zusammen,

die stille Herzpatientin Lili ist nun schon ein halbes Jahr eine feste Säule unserer tierischen Zweier-WG, in der sie für viel moralische Unterstützung und Entschleunigung sorgt. Auch haben sich neue Charakterzüge und Interessen bei ihr herausgebildet. Sie jagt nun regelmäßig ihre Angel, die Herrchen – Dank Training in den Katzentrakten des Tierheims! – hoffentlich professionell und lebensecht zu schwingen versteht. Kleine Bälle, uralte Stoffmäuse, Stoffhähnchen sowie Blätter, Kastanien und Nüsse aus der weiten Welt dort draußen werden ebenso weder verschmäht noch verschont. Der regelmäßige Besuch von Amseln, Meisen und Tauben vor dem Fenster ist eine ihrer liebgewonnenen Alltäglichkeiten. Zwar ist Lili kein Jungspund mehr, doch lebt der Beutegreifer wach in ihr. Neben der Jagd hat die kleine Dame auch ihren Hang zur Eifersucht (wieder-)entdeckt. Selbst der altbekannte Besuch kann da schon mal lästig werden, wenn man einfach mit Herrchen einen ruhigen Tag vergammeln möchte. Bleibt der Besuch jedoch über Nacht, dann sieht das schon anders aus. Es ist toll, wenn man in aller Ruhe andere Schnarcher in der Nacht begutachten kann, bevor man schließlich am nächsten Tag vollkommen erschöpft auf die Pfoten fällt.

Ihre Medizin nimmt Lili seit Monaten beinahe anstandslos als Teil herbeigesehnter Morgen- und Abend-Snackschüsseln. In der baldigen, routinemäßigen Ultraschalluntersuchung wird sich zeigen, ob wir seit dem letzten Mal eventuell noch etwas für ihren Lebensmuskel erreichen konnten. Neben Snackschüsseln bleibt sie der altbewährten, feuchten Fleischkost treu. Manchmal wundert man sich jedoch, wie schnell jede Leckerei im Raum sofort wahrgenommen, der genaue Weg zum ersehnten Ziel jedoch nur langsam erschnüffelt wird. Und wenn man sich Miez zu sehr benachteiligt fühlt natürlich vollkommen zurecht! -, dann plündert man eben im unbeobachteten Moment Herrchens Teller. Zum Glück ist Lili eine moderate Esserin, die als Elitemieze ihre Grenzen kennt.

Eine ihrer Hauptaufgaben besteht darin, als Vorarbeiterin im Home Office auf Herrchens Schneidersitz zu residieren. Die Leute auf dem Flimmerbildschirm sind zwar meistens nur wenig interessant aber dafür bleibt der Hintern warm und man bekommt stets zwischendurch Kraulung. Beim Schmusen mag es Lili auch eher sanft. Nach langem Durchstreichen zerfließt der Fellhaufen mehr und mehr, bis es dann doch Zeit für ein (noch) ruhigeres Schläfchen im nächstbesten Bett wird. Apropos Schlaf: Sie verbringt jetzt seit geraumer Zeit jede Nacht in Herrchens Bett, sicherlich auch ein Nebenprodukt der kühleren Wintermonate. Ihre höchsten Glücksmomente scheinen jene zu sein, in denen man mit einem Buch bewaffnet zusammen im Bett liegt, die Katze wohlig in ihre „Hundedecke“ eingekringelt. Sie lässt sich gerne Vorsingen und so beginnt jeder Morgen mit einem fest einstudierten Ständchen, dem Guten-Morgen-Lied. Am Wochenende muss Lili durchaus mit Nachdruck dafür sorgen, dass ihr Mensch nicht so lange (aus-)schläft. Dann kriegt der Typ den Hintern und Schweif ins Gesicht gewedelt, wird belatscht, gepföfelt, und – seit Neuestem! – gibt die stille Dame sogar mal ihr kurzes, charakteristischen Miauen von sich. Sie bleibt also ihrer Linie treu und verwendet es ausschließlich, wenn es um leere Mägen und das gute Futter geht *hust*.

Die Weihnachts- und Silvesterzeit hat Lili gut überstanden. Die meisten Kracher haben ihr wenig ausgemacht, da sie ein mehrköpfiges Betreuungspersonal an ihrer Seite wusste. Nur nicht enden wollende Raketen- und Heuler-Batterien ziemlich nahe ihrer Wohnung lassen das kleine Katzenherz dann doch aufgeregt pochen.

Das sei für heute genug von Mieze Lili, und Grüße aus dem Bonner Hexenkessel!

09.09.2023 Hallo zusammen,

die stille Schönheit Lili ist nun schon seit einigen Monaten hier am Rande der Bonner Altstadt angekommen. Tatsächlich habe ich nur einmal ihr Stimmchen vernehmen dürfen, und zwar auf der Fahrt hierher. Seitdem schleichen sich die vier Pfoten ganz selbstverständlich durch ihr kleines Reich.

Sie hat schon von Tag Eins an die gesamte Wohnung und den dicht bewachsenen Laubengang abgesucht. Ihr Lieblingsutensil und -liegeplatz vor der Wohnungstür ist die Kokosmatte, die schon ihren Vorgänger begeistert hat. Pflanzen sind zwar mal interessant, jedoch nicht Lilis größte Leidenschaft.

Am liebsten liegt sie auf Schoß, Buch und Brust, oder – bei der Wärme – auch einfach überall, wo es Teppichstellen und eines der zahlreichen Bettchen und Kissen gibt. Gerne darf der Mensch ihr dabei vorlesen oder etwas singen. Sie musste sich jedoch bisher mit Weihnachtsliedern zufrieden geben, da ihr Mensch ein beschränktes Repertoire hat.

Man möchte meinen, die Katze liegt den ganzen Tag herum, doch dem ist nicht so. Sie lässt sich selten mit der Federangel bespielen, die fachfraulich ertatzt und mit Nackenbiss erledigt wird. Verlockender ist es, die Spinnen zu jagen, sollten sie sich über den Boden wagen. Mit so viel Verlusten haben diese vermutlich nicht gerechnet. Beim Einzug wurde ihr netterweise ein Kuschelhähnchen geschenkt. Ist der Federkamm erst mal mit frischer Katzenminze präpariert, wälzt man sich innigst darin herum und vergisst für ein paar Minuten alles um sich herum.

Die Räuberdame mag es auch, die weniger mobilen Snackstücke aufzusammeln, die überall in der Wohnung verteilt werden. Seit neuestem entwickelt sie die kleptomanischen Züge einer Klaukatze. Da ertatzt man sich auch mal etwas Käse vom Teller. Und in Wahrheit gefällt das den Menschen ja auch, sonst dürfte man nicht überall dran riechen und so manchen Behälter ausschlecken!

Das fällt ihr alles leichter als anfangs die nervige Pflicht, Kautabletten einzunehmen – bäh! Aber mit etwas Hunger und genau eingespieltem Hofzeremoniell hat sich das zum Glück verbessert. So auch der Zustand ihres Herzens, für das sie das scheußliche Zeug nehmen muss. Die Fahrt zum Ultraschalltermin beim Tierarzt hat sie ihrem Menschen erstaunlich leicht gemacht, von verzweifelten Versuchen, die Transportbox zu verlassen, einmal abgesehen.

Lili hat Vertrauen gefasst in ihr neues Heim und umgarnt mit ihrem bestimmten Dickschädel und ihrer liebevoll-anhänglichen Art nicht nur mich, sondern auch unsere gemeinsamen Besucher. Neigt sich dann ein weiterer Katzentag im Home Office dem Ende zu, geht es ganz selbstverständlich zusammen ins Bettchen.

Das war zunächst alles von Lili und Anhang. Bis zum nächsten Mal

Fotos privat