An das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Herrn Cem Özdemir und die Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung, Frau Ariane Kari
BRANDBRIEF
Zu viele Schnauzen für zu wenig Hände, die Tierheime sind am Ende!
Wir haben gemahnt, appelliert, aufgefangen und jetzt brechen wir unter der Last der in Not geratenen Tiere zusammen.
Wir können die Verträge mit den Städten und Kommunen kaum noch erfüllen, die Ämter sind überlastet und wir stehen nun vor einer stetig steigenden Anzahl an Hunden, für welche es keine Tierheimplätze mehr gibt.
Die Ursachen hierfür sind unter anderem:
– der unkontrollierte Handel mit Hunden (vor allem über das Internet) bzw. der illegale Welpenhandel,
– der übermäßige unkontrollierte Import von Hunden aus dem Ausland und die damit einhergehende Problemverlagerung nach Deutschland
– die fehlende Reglementierung für Zuchtverbände (Qualzucht, Sachkunde, Überprüfung etc.),
– die mangelnde Sachkunde der Hundehalter,
– der Fachkräftemangel in Tierheimen und tierheimähnlichen Einrichtungen,
– die veralteten Finanzierungsmodelle für Tierheime / gänzlich fehlende finanzielle Mittel,
– die unzureichende Ausbildung für Tierheimmitarbeiter,
– das fehlende Prozedere zur einheitlichen Anerkennung des Hundetrainer-Berufs.
Die Hunde werden, ohne Rücksicht auf gesundheitlichen oder verhaltensnotwendigen Zuchtausschluss, aus Profit-, Mode- und Optikgründen für den übersättigten Markt produziert.
Das Resultat des unüberwachten „Konsums“ der Hunde und fehlender/ falscher Erziehung sind Hunde, welche oft jahre- oder lebenslang im Tierheim verbleiben, immer häufiger krank und/oder verhaltensauffällig sind. Die Vermittlung der Hunde stagniert aufgrund ausbleibender Nachfrage. Die Tierheimmitarbeiter arbeiten meist auf Mindestlohnbasis und/oder ehrenamtlich. Hierbei riskieren sie täglich ihre physische sowie psychische Gesundheit und werden häufig verletzt.
Die Bereitschaft der Hundehalter fachlich versierte Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist nicht ausreichend und die Beißvorfälle häufen sich. Hundeschulen, Pensionen und andere tierheimähnliche Einrichtungen stoßen an ihre (Kapazitäts-)Grenzen.
Die Zahl der Hunde, welche jährlich im Tierheim abgegeben werden sollen, aber nicht aufgenommen werden können, bewegt sich bereits im vierstelligen Bereich – mit steigender Tendenz.
Verzweifelte Hundehalter lassen ihre Hunde durch Tierärzte töten, töten sie selbst oder versuchen, sie unter Angabe falscher Tatsachen im Tierheim abzugeben oder im Internet zu verkaufen. Hierdurch entsteht eine erhebliche Bedrohung für die neuen Halter, das Tierheimpersonal und gegebenenfalls Dritte. Optional werden die Hunde ausgesetzt und stellen hierbei eine potenzielle Gefahr für die Öffentlichkeit und sich selbst dar, wenn sie herrenlos durch unsere Städte, Dörfer und Wälder laufen.
Dieser Zustand ist nicht mehr tragbar, und deshalb fordern wir:
– nachhaltige Konzepte, sowie Maßnahmen für die Eindämmung und Überwachung des Hundehandels,
– eine fachlich fundiertere Ausbildung für Tierpfleger und erweiterte Qualifizierungsmöglichkeiten,
– einen Befähigungsnachweis für Neuhundehalter,
– die konsequente Durchsetzung des Qualzuchtverbotes, sowie ein Verbot der wahllosen, nicht reglementierten Vermehrung von Hunden,
– die Stärkung der Städte und Kommunen, um bestehende Gesetze und Verordnungen zum Schutz der Tiere entsprechend umzusetzen,
– konsequentere Kontrollen und Reglementierungen für den Import von Hunden aus dem Ausland,
– eine Registrier- und Kennzeichnungspflicht von Hunden,
– ein einheitliches Prozedere zur Anerkennung des Hundetrainer-Berufs,
– neue Finanzierungsmodelle für Tierheime und schnelle Hilfe in Notsituationen.