Leika hatte den denkbar schlechtesten Start ins Leben, den man sich für einen Hund in Deutschland vorstellen kann. Vom Züchter verkauft und dann innerhalb kürzester Zeit immer weiter gereicht von Besitzer zu Besitzer, die offensichtlich keinen Hundeverstand oder Ahnung davon hatten, was ein Welpe braucht. Leika ist leider das Paradebeispiel für einen Junghund, bei dem alles falsch gemacht wurde, der aber sicherlich auch genetisch eine große „Packung“ mit sich bringt.
Erst einmal: Grundsätzlich ist Leika altersentsprechend verspielt, verschmust und absolut lernbereit und willig. Stubenrein ist sie bereits. Als sie zu uns kam, zeigte sie Aggression gegenüber Fremden, Leinenaggression gegenüber Artgenossen und war schlecht bis gar nicht sozialisiert. Diese Sozialisierung übten unsere Pfleger und Trainer täglich intensiv mit ihr und Leika machte es so gut, dass ihr Verhalten sich um 180 Grad zum Positiven gedreht hat – sie ist eine Musterschülerin geworden! Doch ihre künftigen Adoptanten müssen „dranbleiben“ und dürfen das Training nicht schleifen lassen, damit sie nicht wieder in alte Muster verfällt. Die Junghündin kennt den Maulkorb, Grundkommandos sowie die Befehle „Decke“ und „Bleib“. Leika muss körperlich und vor allem geistig ausgelastet werden. Sie ist ein Arbeitshund, kein Hund für nebenher. Leider hatte sie von Klein auf gelernt selbst zu entscheiden und alles zu regeln. Es wurde nun trainiert, dass sie lernt, dem Menschen zu vertrauen, dass er diese Aufgabe für sie übernimmt. Vieles ist schon stark verankert, so dass es schwer für sie ist loszulassen und abzugeben, doch sie hat Riesenfortschritte gemacht. Leika ist in ihrem Verhalten aufgrund der diversen Erfahrungen, die sie bei wechselnden Haltern machen musste, sehr unsicher, meint es aber leider dennoch sofort „ernst“, wenn sie eine vermeintliche Bedrohung empfindet. Sie hat einen starken Jagdtrieb und reagiert auf Bewegungsreize, denn leider wurde mit ihr Ball gespielt, was bei einem Hund wie Leika ein „No Go“ ist. Sie kann nur zu sehr hundeerfahrenen Menschen ohne Kinder ziehen, die vorhaben mit ihr zu arbeiten: Trailen, Fährtensuche oder Agility wären toll.
Wenn ein Ersthund im neuen Zuhause lebt, müsste dieser souverän sein, sozialverträglich und vor allem körperlich etwas aushalten können. Ein deutlich kleinerer Hund oder ein alter Hund kämen als Ersthund nicht in Frage. Grundsätzlich hat Leika aber, was die Sozialisierung mit Artgenossen angeht, bei uns super Fortschritte gemacht und wird häufig auch in Kleingruppen zu Spielstunden dazu geholt.
Wichtig ist generell im Umgang mit Leika zu verinnerlichen, dass bei ihr die Dynamik herausgenommen werden und mit viel Ruhe geübt werden muss. Dinge, die ihr Spaß machen, sollten im Vordergrund stehen, denn sie ist lernbereit, doch manchmal ist es für sie aufgrund ihres jungen Alters, und da sie so triebig ist, schwer sich zu konzentrieren. Auch das Schmusen in Ruhe musste sie lernen ohne einem ständig an die Arme zu schnappen, genauso wie das Geschirr anziehen und anleinen.
Ihre Hüfte wurde mittlerweile untersucht und es wurde eine mittlere bis schwere Hüftdysplasie festgestellt, was leider typisch ist für Schäferhunde. Allerdings hat sie bei uns genug Muskelmasse aufgebaut, um diese vorerst gut abfangen zu können und kommt noch gut ohne Schmerzmittel zurecht. Da sie im Tierheim nur schlecht ruhig zu halten ist, kommt eine potentielle Operation nur in einem zukünftigem Zuhause in Frage. Und das auch nur nach ausreichender Zeit zum Einleben und Ruhe finden, damit sie nach der OP sicher betreut werden kann. Genaueres erläutern wir natürlich gerne bei einem ausführlichen Vermittlungsgespräch.
Wir wissen, dass es nicht einfach ist, Leika zu vermitteln, doch hoffen so, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Leikas Interessenten müssten mehrfach zu uns ins Tierheim kommen und sich auch mit unserer Hundetrainerin treffen. Ein Haus mit hoch eingezäuntem Garten wäre ideal, ein Mehrparteienhaus mit Treppenhaus eher kritisch. Leika wird mit Maulkorb geführt und dies sollte vorerst auch weiterhin so erfolgen. Wir möchten, dass Leika, die bisher eine katastrophale Kindheit hatte, alle Weichen gestellt werden, damit sie ihr vor ihr liegendes Erwachsenenleben nun bei kompetenten, einfühlsamen, hundeerfahrenen und absolut konsequenten Menschen leben kann. Wir alle würden es der jungen Leika so sehr gönnen!
Rasse | Deutscher Schäferhund |
Geschlecht | Hündin |
Geboren | 26.10.2022 |
Größe | im Wachstum |
Verträglich mit Artgenossen? | nach Sympathie, keine kleinen Hunde |
Katzenverträglich? | eher nein |
Verträglich mit anderen Tieren? | eher nein |
Autofahren? | ja |
Alleine bleiben | noch nicht |
Im Tierheim seit | 20.04.2023 |
© Fotos: Lenja Horn, Julia Zerwas