Ehemaligen-Post: Diabetikerkater Pascha

Ende Januar diesen Jahres fand unser Diabetiker endlich sein Zuhause. Nun wünschen wir uns das gleiche Glück für Sammy, die am Sonntag, 05.03. mit einem Beitrag bei „Tiere suchen ein Zuhause“ vertreten sein wird.

Hier ist der Link zu Sammy´s Vorstellung bei „Tiere suchen ein Zuhause“:

https://www1.wdr.de/fernsehen/tiere-suchen-ein-zuhause/wirsucheneinzuhause-sammy-148.html

Lesen Sie den Bericht von Paschas wunderbaren Menschen, der zeigt, dass es gar nicht so schwierig ist, einer „Zuckerschnute“ ein Zuhause zu geben.

„…Weil auch nicht perfekte Tiere eine Chance verdienen…“

„Dieses Mal aber ist es eine normale Katze, oder?“ Mit dieser Frage reagierten einige Menschen aus unserem Umfeld, als sie das Foto von unserem neuen Pflegekater Pascha sahen. Mit „normal“ meinten sie „nicht krank“. Auch wenn sie alle tierlieb sind und teilweise selbst Haustiere aus dem Tierschutz haben, scheint die Vorstellung von einem nicht 100% gesunden Tier bei vielen das Gefühl auszulösen, dass man sich damit etwas sehr Belastendes aufbürdet.

Unsere Antwort war: „Ja, gaaaanz normal: Zwar sehr ängstlich und für unsere Verhältnisse riesig (wir hatten bisher zwei Katzendamen, die gefühlter maßen nur halb so groß waren), aber gleichzeitig auch sehr verschmust. Und – ein Diabetiker.“ In den meisten Gesichtern sahen wir danach nur noch große Verwunderung. Weitere Fragen folgten: „Wie??? Katzen können Diabetes bekommen? Was, Ihr müsst ihm Insulin spritzen und auch noch den Blutzucker messen?“ Und schließlich, die häufigste Frage: „Warum tut Ihr Euch das an? Warum habt Ihr Euch nicht ein gesundes, junges Kätzchen geholt?“ (Auch junge Katzen können natürlich sehr krank sein, aber das scheinen viele auszublenden.)

„Weil auch die nicht gesunden und perfekten Tiere eine Chance verdienen und sich über ein (neues) Zuhause freuen“, antworten wir nun seit ein paar Wochen. „Und weil Pascha ein großartiger Kater ist, der einfach nur Medikamente braucht, um ein ganz ‚normales‘ Katerleben zu führen.“ Dabei hatten wir gedacht, dass diese Frage gar nicht mehr gestellt würde, weil alle Freunde und Familienmitglieder unsere vorherige Pflegekatze Ginga kannten und liebten, die herzkrank, taub und nahezu blind war und unser Leben zwei Jahre lang enorm bereichert und glücklicher gemacht hatte, bevor sie im stolzen Alter von 19 Jahren in den Katzenhimmel ging.

Da wir seit Wochen viel Aufklärungsarbeit leisten, angefangen mit – „Ja, auch Tiere können Diabetes haben“ – bis hin zu „Nein, man muss kein Tierarzt sein, um einem Kater eine Spritze zu geben“, wollen wir kurz von unseren ersten Wochen mit Pascha berichten, um auch anderen Menschen Mut zu machen, einen Diabetiker zu adoptieren.

Es ist kein „Kinderspiel“, aber auch kein „Hexenwerk“, es heißt lediglich, dass man sich im Vorfeld Gedanken darüber machen muss, ob die eigenen Lebensumstände zu einem verantwortungsvollen Diabetesmanagement  passen und man bereit und in der Lage ist, dieses kontinuierlich umzusetzen. Aber wir fangen mal von vorne an:

Pascha trat im Spätherbst 2022 in unser Leben. Dieser große, wunderschöne Tiger befand sich damals auf einer Pflegestelle, wo sein Diabetes sachkundig eingestellt und er optimal medizinisch versorgt worden war. Wieder zu Kräften gekommen, wurde er zur Vermittlung freigegeben. Leider fand sich fast zwei Jahre lang niemand, der bereit war, diesen unglaublich verschmusten und lieben Kater zu übernehmen. Als uns Ulrike Schnappat kontaktierte und fragte, ob wir uns vorstellen könnten, zwei Monate nach dem Tod von Ginga einer „Zuckerschnute“ ein neues Zuhause zu geben, bereitete ich mich gerade auf einen längeren Auslandsaufenthalt vor, der dienstlich bedingt war. Wir waren uns aber schnell einig, dass wir den Kater noch vor meiner Abreise kennenlernen wollten. Bei unserem ersten Besuch zeigte sich Pascha ängstlich und neugierig zugleich, ließ sich nach anfänglicher Skepsis streicheln. Wir erfuhren von den vielen gesundheitlichen „Baustellen“, die er hatte, als er ins Tierheim kam, gleichzeitig hatten wir einen prächtigen Kater vor uns stehen, der sich auf seiner Pflegestelle wohl fühlte, weil er dort sehr viel Liebe erfuhr. In den nächsten Wochen lernten sich mein Mann und Pascha noch viel besser kennen, weil mein Mann ihn während meiner Abwesenheit einige Male besuchte und sich mit dem Diabetesmanagement (Messen des Blutzuckers, angepasste Fütterung, Spritzen von Insulin) vertraut machte. Nach meiner Rückkehr im neuen Jahr haben wir dann unsere Wohnung auf den Einzug dieses wundervollen Wesens vorbereitet, uns mit Ulrike ausgetauscht und möglichst viel informiert und ansonsten mit großer Vorfreude und ein bißchen Aufregung auf den Abholtermin hin gefiebert.

Seit diesem Tag genießen wir jede Minute mit ihm. Wie ein guter Freund sagte: „Echte Katzenmenschen sind erst dann glücklich, wenn wieder eine Katze im Haus ist.“ Und auch wenn der Abschied von unseren beiden früheren Katzen mit größter Trauer und Schmerz verbunden war, von dem man in den ersten Tagen glaubte, er würde nie aufhören, stellten wir (wieder) fest, dass unser Leben tatsächlich erst mit einer Katze oder einem Kater wirklich glücklich ist.

Und, wie ist es nun mit einem Diabetikerkater zu leben? Eigentlich ziemlich normal, wenn man bereit ist, ein paar organisatorische Änderungen vorzunehmen und Verantwortung zu übernehmen. Die Tagesabläufe sind genau geregelt – Pascha muss zweimal am Tag zu festen Zeiten den Blutzucker gemessen und seine Insulinspritze bekommen (morgens und abends im Abstand von 12 Stunden). Ja, das bedeutet, dass man die eigenen Freizeitbeschäftigungen und Treffen mit Freunden nach seinen Uhrzeiten planen muss. Aber ist das wirklich so kompliziert? Natürlich nicht. Dann geht man eben etwas früher oder später zum Sport, ins Restaurant oder ins Kino. Wir haben das große Glück, dass Pascha sowohl das Blutzuckermessen (ein Piks ins Ohr) als auch die Spritze bei Ulrike Schnappat als eine stressfreie und nicht schmerzhafte Angelegenheit kennengelernt hatte, so dass es ein völlig unproblematisches Ritual ist. In den ersten Tagen hatten wir zugegebenermaßen selbst leichte Hemmungen und verbreiteten wahrscheinlich etwas Unruhe, zumal wenn die Messung nicht funktionieren wollte, weil zu wenig Blut kam. Inzwischen ist es aber schon Routine und er weiß schon vorher, was gleich kommt und setzt sich ganz brav neben einen und lässt sich piksen.

Da Pascha noch ein paar andere, kleinere Baustellen hat, benötigt er noch weitere Medikamente. Wir haben eine beeindruckend aussehende Apotheke zu Hause, aber auch das klingt komplizierter als es ist. In den ersten Tagen braucht man noch die Liste, damit man die Tageszeiten für die Medikamente nicht verwechselt, aber inzwischen ist das auch reinste Routine, zumal Pascha auch die Medikamente völlig problemlos mit Leckerlis und Futter einnimmt. Einen Punkt darf man natürlich nicht vergessen: die Kosten. Wir müssen zugeben, dass wir uns im Moment keinen Diabetikerkater leisten könnten, weswegen wir sehr dankbar sind, dass für Pascha die Kosten vom Tierheim getragen werden. Zum Glück gibt es großzügige Menschen, die mit ihren Geld- und Sachspenden auch ganz konkret für Pascha größtenteils aufkommen. An sie alle nochmals ein großes Dankeschön! Einen weiteren Punkt wollen wir auch nicht unterschlagen: Was ist mit Urlaub und spontanen Kurztrips? Wenn man sie zu zweit machen will, muss die Versorgung natürlich vorher organisiert werden. D.h. man braucht ein-zwei Personen im Freundes- und Familienkreis, die nicht nur den Kater füttern, mit ihm Zeit verbringen, sondern auch dazu in der Lage sind, den Blutzucker zu messen und die Insulinspritzen zu geben.

Wenn wir unsere Erfahrungen aus der Zeit, die wir bisher mit Pascha verbringen durften, auf den Punkt bringen wollen:

Eine Diabetikerkatze zu haben, heißt etwas mehr Verantwortung und mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse des Tieres zu nehmen. Wenn man dazu bereit ist, sollte man sich unbedingt trauen. Man wird mit einem großartigen Wesen belohnt, das einem jeden Tag ganz viel Liebe, Zuneigung und Dankbarkeit zeigt. Pascha hat sich ganz toll entwickelt – inzwischen hat er die ganze Wohnung für sich erobert. Er liebt es zu kuscheln und weicht einem nicht von der Seite. Wenn wir im Homeoffice sind, genießt er es zwar, dass man den ganzen Tag zu Hause ist, aber er scheint zu begreifen, dass man dann trotzdem nicht den ganzen Tag kuscheln kann und legt sich dann schlafen und besucht einen nur zwischendurch, um zu gucken, was gerade los ist. Manchmal ist er aber auch der Meinung, dass man genug gearbeitet hat (da hat er eigentlich immer Recht), legt sich dann schnurrend auf den Rücken und guckt einen mit seinen wunderschönen Augen erwartungsvoll an. Wer könnte diesem Anblick widerstehen?

A.H.

Fotos privat