17.09.2022: Wir möchten hier den Bericht der Pflegestelle kund tun und Mut machen einer älteren Katze eine Chance zu gegen: Liebe Tierheimfreunde, seit zwei Wochen ist Ginga im Katzenhimmel. Wir vermissen sie sehr – vor allem ihr lautes Schnurren und das „Begrüßungskonzert“ (ihr sehr spezielles Miauen), das sie immer veranstaltet hat, sobald sie uns erblickte. Wir sind aber gleichzeitig unglaublich dankbar, dass wir fast zwei Jahre Zeit mit der alten Dame verbringen durften, die einfach nur großartig war. Sie hat unseren Alltag ein wenig durcheinander gebracht, aber auch neu strukturiert. Vor allem hat sie uns aber wahnsinnig viel Liebe gegeben und jeden Tag Freude und Glück bereitet.
Ginga hatte zwar einige Wehwehchen, darunter auch eine Herzerkrankung (HCM), weswegen wir am Anfang durchaus Bedenken hatten, ob wir das Medikamentenmanagement mit unserem beruflichen Alltag und vollen Terminkalendern vereinbaren und gewissenhaft umsetzen können. Letztlich hat es sich als absolut praktikabel herausgestellt, nicht zuletzt deshalb, weil Ginga jeden Tag ihre in Leckerlis versteckten Tabletten immer ganz brav genommen hat.
Da wir uns vorstellen können, dass viele andere Menschen die gleiche Frage beschäftigt, ob sie eine Fellnase mit Vorerkrankungen aufnehmen und sich um sie vernünftig kümmern können, wollen wir zumindest aus unserer Perspektive erzählen, wie wir es wahrgenommen haben.
Unserer Meinung nach sollte man direkt am Anfang tatsächlich viel Zeit haben – zum einen damit sich alle – Tier und Mensch – insgesamt an die neue Situation gewöhnen, und zum anderen damit man die Medikamentengabe ohne Stress einüben kann. Als wir Ginga übernommen hatten, waren wir aufgrund der Pandemie im Homeoffice und konnten uns wirklich entspannt kennenlernen und uns gut auf die neue Situation einstellen. Als wir die Medikamentenbox sahen, waren wir etwas unruhig, aber nach 1-2 Wochen war es schon so selbstverständlich, dass wir nicht mehr auf den Zettel gucken mussten, wann sie was bekommt. In der ersten Woche haben wir ihr sogar Infusionen gegeben, obwohl wir so etwas noch nie zuvor gemacht und durchaus an unseren Fähigkeiten gezweifelt hatten. Mit ein bisschen medizinischem Grundverständnis und sehr guter Anleitung durch Profis hat auch das gut geklappt.
Spätestens nach einem Monat hat sich die Medikamentengabe deutlich reduziert, weil es Ginga schon viel besser ging, aber ganz ohne Medikamente ging es natürlich nicht. Auch da möchten wir wirklich an alle Menschen appellieren, dies ernst zu nehmen. Wir haben mit vielen Bekannten gesprochen, die uns die Frage stellten, ob das so „wirklich sinnvoll“ ist, und ob wir glauben, dass ein Tier glücklich ist, wenn es Herzmedikamente bekommt. Es ist eigentlich eine absurde Frage, die man bei einem Menschen nicht stellen würde: Natürlich war Ginga total glücklich und zufrieden, wenn sie mithilfe der Medikamente ihr Katzenleben genießen konnte. Und wir waren froh, dass es solche Medikamente gibt, die ihr so unkompliziert eine hohe Lebensqualität ermöglichen.
Sie ist regelrecht aufgeblüht, als sie zu uns gekommen ist. Ginga war sehr menschenbezogen, hat sich über Streicheleinheiten und körperliche Nähe in einer Art und Weise gefreut, die wir – trotz langer Katzenerfahrung – so nicht kannten. Und das war bis zum letzten Atemzug so. Wir haben gespielt, wir haben geschmust, wir haben unsere Wohnung und den Balkon mit kleinen Katzentreppen ausgestattet, damit sie überall hinkommt (wegen ihrer Arthrose konnte sie nicht mehr hochspringen), denn sie wollte überall dabei sein. Sie hat das Herz jedes Menschen im Sturm erobert – jeder, der sie gesehen und erlebt hat, hätte sie am liebsten mitgenommen.
Eine weitere Frage, die uns viele gestellt haben, ist, wie wir mit der Tatsache umgehen, dass die Zeit mit einer älteren und kranken Katze vermutlich doch sehr begrenzt ist. Natürlich kann kein Mensch abstreiten, dass man sich immer wieder darüber Gedanken macht. Und natürlich hofft man, dass man möglichst viel Zeit miteinander verbringen kann. Es ist aber definitiv nicht so, dass diese Gedanken einen ständig begleiten. Irgendwann war Ginga eine ganz normale Katze für uns, die – wie alle Tiere – mal zum Tierarzt muss (zugegebenermaßen etwas häufiger als andere). Als sie zu uns gekommen ist, wurde ihr Alter auf 17 geschätzt, und wir durften noch zwei tolle Jahre mit ihr verbringen und genießen! Das Ende kam für uns und sie plötzlich und ganz anders als ursprünglich gedacht: Nicht ihr Herz hat versagt, sondern sie hat leider Krebs bekommen. Aber wir können versichern, dass sie bis zum Schluss ein sehr schönes und lebenswertes Katzenleben hatte. Am Ende ist sie in unseren Armen eingeschlafen.
Wir möchten mit unserer Erfahrung allen Mut machen, die sich überlegen, eine ältere oder/und kranke Fellnase zu übernehmen. Es ist sehr gut machbar und mit dem normalen Alltag vereinbar, man muss sich nur gut organisieren und sich der Verantwortung bewusst sein, dass ein gutes Leben nur mit gewissenhafter Medikamentengabe möglich ist. Einmal eingeübt, waren es für uns zweimal täglich jeweils 10 Minuten, die man dafür einplanen musste. Alles andere ist wie bei jeder anderen Katze gewesen. Wir haben meistens ein kleines Ritual daraus gemacht und mit einer halben Stunde Intensivkuscheln verbunden, was für Katze und Mensch die Medikamentengabe zu einer stressfreien Angelegenheit machte – und meistens sogar zu einem Power Nap führte 😉
Für uns steht fest, dass wir nun jederzeit eines dieser sogenannten Notfellchen übernehmen würden. Wir vermissen Ginga sehr und sind uns sicher, dass keine andere Katze jemals so sein wird wie sie, aber hätten wir uns vor zwei Jahren nicht getraut, hätten wir dieses großartige Wesen nicht kennengelernt und die vielen glücklichen und lustigen Momente nicht erlebt.
Wir danken Frau Reuter, Niklas und dem ganzen Team vom Tierheim für die tolle Unterstützung, außerdem Frau Schnappat für ihre Begleitung und ihre wertvollen Ratschläge sowie der Kleintierpraxis in Beuel, die sich kompetent und liebevoll um Ginga gekümmert hat!
Wir sind sehr dankbar, dass wir Ginga bei uns hatten und eine sehr schöne und glückliche Zeit mit ihr erleben durften!
Alma und Uwe
01.09.2022 „Nicht trauern wollen wir, dass wir sie verloren haben, sondern dankbar sein, dass wir sie gehabt haben“. Heute musste Ginga erlöst werden. Wir danken vielmals Alma und ihrem Mann. Sie haben sich 2 Jahre liebevoll um Ginga gekümmert.
09.02.2022
Hallo liebe Tierheimfreunde,
Ihr erinnert Euch noch an mich? Ich bin es, Ginga, die ältere Dame mit ihren tausend Wehwehchen, um die Ihr Euch letztes Jahr noch viele Sorgen gemacht habt. Ich wollte mich schon vor Ewigkeiten melden und von meinem neuen Zuhause berichten. Aber Ihr kennt das sicher – alle haben zu wenig Zeit, und die wenige Zeit, die man hat, will man lieber mit Kuscheln und Spielen verbringen.Jetzt will ich aber von meinen neuen Menschen und meinem neuen Zuhause erzählen:
„Als ich vor über einem Jahr auf meine Pflegestelle kam, war ich ziemlich krank und traurig. Ihr habt Euch im Tierheim super um mich gekümmert, aber was ich wirklich brauchte, waren Menschen, die viel Zeit NUR für mich haben, mir meine Medikamente geben, Verständnis für meine Wehwehchen und Macken haben und es genießen, wenn ich ganz laut schnurre.
Und ich schnurre wirklich SEHR laut, denn alles, was ich tue, mache ich sehr laut. Das liegt daran, dass ich selbst nahezu taub bin, und dass ich denke, ich müsste mich immer ganz besonders laut bemerkbar machen. Meine Menschen haben sich zwar daran gewöhnt, aber ich merke, dass jeder andere erschrickt, wenn ich mal miaue (die meisten behaupten, ich würde wie ein kleines Baby schreien, und nicht wirklich miauen keine Ahnung, ob das stimmt). Ich sehe auch schlecht, so dass ich ein paar Tage gebraucht habe, bis ich meine neue Wohnstätte erkundet habe. Außerdem ist es dort so viel größer und geräumiger als im Tierheim, dass ich mit meiner Arthrose immer wieder mal Pausen einlegenmusste. Inzwischen kenne ich sogar das ganze Haus, meine Lieblingsplätze liegen aber alle nah beieinander“.
Foto privat