Balou ist ein klassisches „Ebay-Opfer“. Er wurde ohne Vertrag durch eine Bonner Familie von einer Familie aus Wesseling übernommen, bei der er vom Welpenalter an gelebt hatte. Nach nur einem halben Tag kam es zu einem Beißvorfall im neuen Zuhause, weil Balou seinen Futternapf verteidigte, so dass die Bonner Familie den Rüden an seine vorherigen Besitzer zurückgeben wollte. Doch die wollte den Shepherd-Mix nicht mehr, so dass Balou bei uns abgegeben wurde. Eines vorneweg: Balou ist ein Hund für erfahrene Halter und sollte bei mehreren Besuchen im Tierheim langsam kennengelernt werden. Er leidet zwar stark im Zwinger, muss aber dennoch erst langsam Vertrauen zu seinen neuen Bezugspersonen fassen, und während dieses Prozesses auch einen Maulkorb tragen.
Der wunderschöne Balou ist rassetypisch sehr arbeitswillig und möchte aktiv beschäftigt werden, denn er ist clever, aber auch schnell gefrustet und unkonzentriert. Die Grundkommandos kann er gut umsetzen, das heißt er ist gut trainiert, aber eben nicht erzogen. Denn Balou verhält sich „ungefährlich“, wenn man nichts von ihm will und seinem Willen folgt. Erst in der Konfrontation wird es mit seinem Frust schwierig. So zeigt er sich dann bellfreudiger, und vor allem das Fixieren oder Bedrängen kann eine starke Aggression triggern.
Hat er Vertrauen gefasst – wir haben insbesondere eine Hundeausführerin, zu der Balou mittlerweile ein enges Verhältnis aufgebaut hat – lässt er sich gut anfassen und ist auch äußerst verschmust. Nach der Kastration ist Balou deutlich ruhiger geworden und verhält sich nicht mehr so triebgesteuert. Er bellt jetzt nur noch beim Herausholen aus dem Zwinger, aber nicht mehr unterwegs auf dem Spaziergang wie anfangs. An der Leine läuft er gut, verhält sich souverän und geht unterwegs an allem problemlos und bisweilen auch interessiert, vorbei. Mit Artgenossen scheint er verträglich, nur manchmal kommt noch der Macho durch.
Grundsätzlich möchte Balou aber eher mit anderen Hunden spielen und überrumpelt sie mit seiner stürmischen Art. Am Liebsten spielt er aber mit seiner Bezugsperson und apportiert auch gut. Allerdings kann er sich dabei auch manchmal etwas hochpushen und grober werden. Hier sind ihm, wie immer beim Umgang mit ihm, konsequent seine Grenzen aufzuzeigen.
Auch unsere Hundetrainerin übt zweimal in der Woche mit Balou erzieherisch an seinen „Baustellen“. Alles oder vieles seines schwierigen Verhaltens bei uns ist durch den Stress im Tierheim verstärkt, mit dem er nur sehr schlecht klarkommt, aber das Eingrenzen wird bestimmt auch im künftigen Zuhause ein Problem sein. Eventuell könnte es auch zu Ressourcenverteidigung, insbesondere von Futter, kommen. Man muss Balou immer gut beobachten und lernen Situationen abzuschätzen. Dies gelingt besser, je größer das aufgebaute Vertrauen ist.
Balous künftige Menschen sollten sich darüber im Klaren sein, dass der Shepherdmischling anfangs bellfreudig und gefrustet sein wird, wenn er seinen Willen nicht bekommt. Dies zeigt sich durch Knurren bei ihm, er kann aber auch heftiger werden. Durch Vertrauensarbeit, absolute Konsequenz und viele positive gemeinsame Erlebnisse wird Balou mit der Zeit händelbarer und vor allem auch zugänglicher werden. Dann demonstriert er, dass er ebenso ein lustiger Clown ist, der herumalbern kann, zum Beispiel auch Kämmen und Abtrocknen genießt und die Führung durch seine Bezugsperson akzeptiert.
Aber wie gesagt, gerade anfangs wird es viele Grenzen geben, die zusammen „ausdiskutiert“ werden müssen. Balous künftige Menschen dürfen keine Kinder, sollten dafür aber viel Zeit haben, um ihn auszulasten und auch mental zu fordern. Idealerweise sollten sie ihn schon auf Spaziergängen im Tierheim langsam kennenlernen und gemeinsam mit unserer Hundetrainerin mit ihm arbeiten.
Rasse | Australian Shepherd-Mix |
Geschlecht | kastrierter Rüde |
Geboren | 4.7.2014 |
Größe | ca. 54 cm |
Verträglich mit Artgenossen? | ja, nach Sympathie |
Katzenverträglich? | unbekannt |
Verträglich mit anderen Tieren? | unbekannt |
Autofahren? | unbekannt |
Alleine bleiben? | noch nicht |
Im Tierheim seit | 31.7.2020 |
© Fotos: Sabrina Henseler, Janina Reinkensmeier und Julia Schrey