Alle Jahre wieder, vor allem in der Brutzeit (März bis September), sprengen die Wildtiernotfälle unsere Kapazitäten, sowohl finanziell als auch platztechnisch. Jeden Tag kommen diverse Anrufe aus Bonn bezüglich verletzter Igel, Wildkaninchen, Tauben, Babyvögeln usw. Die meisten Tierärzte versorgen die in Not geratenen Wildtiere in den ersten Wochen des Frühjahrs noch unentgeltlich für Privatpersonen, dies hört nach dem rasanten Anstieg der Fälle im Laufe der Zeit jedoch auf. Die Stadt Bonn bezahlt dem Tierheim für verletzte oder in Not geratene Wildtiere GAR NICHTS, wir haben uns aber ALLEN Tieren verpflichtet und nehmen somit auch Wildtiere aus Bonn selbstverständlich immer in unsere Obhut.
Dies bedeutet an schlimmen Tagen teilweise bis zu 15-20 Vogelkinder, 5-6 verletzte Igel, immer wieder verletzte Vögel, Baby-Eichhörnchen oder verletzte Stadttauben.
Die Menge der Vogelkinder ist bei uns nicht zu stemmen, deshalb haben wir diverse ehrenamtliche Fahrer gefunden, die diese netterweise regelmäßig für uns zu fachgerechten Wildvogelstationen fahren. VIELEN DANK AN DIESER STELLE! Ihr seid eine große Hilfe!
Aber was ist mit den verletzten Wildtieren? Igel, die durch Mähroboter skalpiert wurden, die durch Trockenheit völlig dehydriert sind oder voller Maden. Vögel mit gebrochenen Flügeln oder durch Müll teilweise schwer verletzt (Angelschnüre, Dosendeckel, Kaugummis im Rachen etc.), die Seuche Myxomatose, die die Wildkaninchen qualvoll sterben lässt, und die somit schnellstmöglich euthanasiert werden müssen. Wir dürfen aufgrund des großen Infektionsdrucks zum Schutz unserer Kaninchen zum Beispiel gar keine Myxomatose-Kaninchen aufnehmen. Trotzdem müssen sie ja aber von einem Tierarzt erlöst werden.
Tagtägliche Situationen sind beispielsweise:
1. Menschen mit Herz, die diese Tiere finden, rufen meist erstmal in Tierarztpraxen an. Oft bekommen sie zu hören: „Schickt sie ins Tierheim.“
- Das Tierheim hat keinen Tierarzt vor Ort, was bedeutet, wir müssen die Tiere, sobald sie bei uns sind, wieder auf den Weg in eine Praxis schicken. Dies kostet oft wertvolle Zeit, abgesehen von dem Stress, den man diesen Tieren damit zufügt. (Kosten trägt das Tierheim)
2. Schon so oft wurden Behandlungen von Wildtieren bei Tierärzten verweigert, wenn der Finder die Kosten nicht selbst tragen würde. Die verzweifelten Finder kommen zu uns, um dem Tier Hilfe zukommen zu lassen, denn verständlicherweise hat nicht jede Privatperson mal eben 80-150 Euro zu Verfügung, möchte aber trotzdem helfen. (Kosten trägt das Tierheim).
- Ein Unding. Natürlich können Tierärzte genauso wenig die Kosten sämtlicher Behandlungen von Wildtieren tragen wie das Tierheim. Dennoch muss einem Tier in Not sofort Hilfe zukommen. Hier müsste die Stadt Bonn endlich für ihre Wildtiere einstehen und Verträge mit den Tierärzten schließen.
3. Verletzte Tiere werden direkt bei uns abgegeben, und wir versuchen sie schnellstmöglich zum Tierarzt zu fahren.
- Gerade in den Abendstunden und an den Wochenenden ist dies meist nicht möglich, da wir personell nicht in der Lage sind, einen Fahrer 24 Stunden zur Verfügung stehen zu haben. Normalerweise gibt es die Tierrettung (112) in Bonn, doch leider weigert sich diese sehr oft, für „nur“ einen Igel oder eine Taube oder ein Vogelkind zu fahren. Ja- sie lesen richtig: NUR- ist leider oft die Formulierung. Zusätzlich kommen bei einem Einsatz des Tierarztes ausserhalb der Sprechstunde bis zu 90 Euro Notdienstgebühr hinzu. (Kosten trägt das Tierheim)
Man sieht: Die Wildtierlobby in Bonn ist absolut zu klein. Es muss sich etwas verändern, und in erster Linie muss sich endlich die Stadt Bonn darum kümmern. Es kann nicht sein, dass sooft erst dann etwas getan wird, wenn die Tierkörperbeseitigung anrücken muss, damit die schönen Wiesenflächen nicht übersät mit zum Beispiel toten Kaninchen nach einer Seuche sind.
Dafür wird dann Geld ausgegeben, denn „schmutzig“ soll das schöne Bonn ja nicht werden. – Ganz aktuell (wie jedes Jahr) mal wieder die Untätigkeit und das große Entensterben in der Rheinaue. Auch hier wird nur für eine schöne
Optik gesorgt, nichts aber für den Tierschutz getan. Es wird weiterhin seitens des Tierheims gegen diese Misslage und für die Wildtiere gekämpft, dennoch sind wir solange die Lage ist wie sie ist, auf Ihre Unterstützung angewiesen:
Wir werden jedem in Not geratenem Tier aus Bonn weiterhin helfen. Wir bitten dennoch um Ihre Unterstützung in Form von:
Wenn Sie ein verletztes Wildtier finden, und Sie die Möglichkeit haben- bitte bringen Sie es zu einem Tierarzt. Wenn Sie es sich leisten können- helfen Sie uns sehr, wenn Sie die Behandlungskosten selbst tragen können, sollte der Tierarzt eine Behandlung sonst verweigern.
- Sollte Ihnen dies nicht möglich sein, versuchen Sie die Tierrettung anzurufen und bitten Sie diese, das Tier abzuholen und zum städtischen Vertragstierarzt zu bringen.
Sollte Ihnen auch dies verwehrt bleiben, können Sie das Tier selbstverständlich zu uns bringen.
- Wenn Sie bei uns sind und Sie die Möglichkeit haben, können Sie uns auch helfen, indem Sie das Tier zu unserem Vertragstierarzt bringen. Die Kosten trägt
dann das Tierheim und Sie fungieren nur als Fahrer.
- Jede Hilfe, die Sie einem dieser Tiere zukommen lassen, indem Sie nicht wegsehen, ist schon das Allerwichtigste. Die Tiere sind auf aufmerksame Menschen angewiesen, und sollten Sie keine der oben genannten Möglichkeiten nutzen können, so sind wir Ihnen für Ihre Hilfe und Sorge um das Tier, auch wenn Sie es „nur“ zu uns bringen, schon mehr als dankbar.
© Fotos: Julia Zerwas, Karoline Czekala, Stefanie Lindemann, Nicole Joussen, Katja Brodesser, Britta Kayser