Ehemaligen-Bericht: Horst

vom 05.02.2020

 

Hallo zusammen, ich bin es … der Horst. Bestimmt erinnert Ihr Euch noch an mich. Ich saß fast 3 Jahre bei Euch im Tierheim in Raum 3. Ich bin geschätzt 10 Jahre jung, FIV positiv und habe Spondylosen. Ich war ein Fundkater, der sich richtig durchschlagen musste in seinem Leben. Ich hab früher nichts Schönes erlebt und deshalb war ich auch ganz schön misstrauisch.

 

 

Anfangs saß ich nur hinter einer roten Decke und habe geknurrt wie ein Hund. Ganz wenige Menschen durften mich besuchen. Bei denen hab ich dann ne Ausnahme gemacht und weniger geknurrt. Ich war mal kurz vermittelt aber kam wieder zurück ins Tierheim. Und dieses Mal war alles anders. Ich hab plötzlich bei der Katzenstreichlerin, die mich am Meisten besucht hat Nähe zugelassen. Ich hab förmlich auf ihren Besuch gewartet und mich auf ihre Beine gelegt und geschnurrt und bin sogar öfter mal eingeschlafen. Sie hat mir immer viel erzählt von sich und ihrem Kater.

 

Irgendwann erzählte sie mir, dass ihr Kater nun in dem Regenbogenland wohnt, da gehen wir wohl alle mal hin, irgendwann, da ist es wohl schön, man hat Freunde und ist frei von allen Krankheiten. Ich hab dann viel geschnurrt um sie zu trösten .

 

Nach ein paar Wochen fragte sie mich ob ich bei ihr wohnen möchte. Was war das für eine Frage von der Frau, die mich fast 3 Jahre besucht hat? Ich hab ganz doll geschnurrt … obwohl ich auch was Angst hatte … was das wohl alles bedeutet…

 

Dann kam mein großer Tag, 5.9.2019, sie kam mich besuchen, alles war wie immer … fast … ich lag auf ihren Beinen und hab geschnurrt. Dann hat sie plötzlich Leckerlis geworfen und ich fand das klasse … in meinen Raum und auch in meine Box. Ich hab alle schnell aufgegessen und bin sogar ganz in die Box und schwupp war die Tür hinter mir zu, oh je, ich hab wieder geknurrt wie ein großer Hund. Dann war ich plötzlich in einem … man sagt Auto dazu und los ging die Fahrt. Als wir hier angekommen sind war ich etwas nass, weil ich vor lauter Aufregung in die Box gemacht hab – peinlich und so nass bin ich ganz schnell unter das Bett gehuscht, wir Katzen wissen ganz genau wo das Bett in einer Wohnung steht…

 

Nun wohne ich seit 6 Monaten hier. Meine Katzenstreichlerin ist mein Frauchen geworden. Ich habe hier gutes Futter, Liegeplätze, eine Spielecke, Spielsachen, Fummelkisten, einen Kratzbaum mit Treppe. Wir spielen zusammen Ball. Einen Igelball hab ich versteckt und ich bin gespannt wann sie den findet. Ich spiele auch alleine mit den Bällen und anderen Dingen und dann laufe ich auch ganz schnell durch die Wohnung oder hüpfe. Es gibt hier einen Balkon, den hab ich mir nur mal kurz angesehen. Wenn jetzt aber bald das bessere Wetter kommt, also ich sag Euch, dann werd ich den auch erkunden.

 

Mein Frauchen macht immer mehr Fortschritte. Ich geb so Piepse-Töne von mir und fordere sie so auf zu spielen oder zu kuscheln. Wenn sie dann endlich auf dem Boden sitzt reibe ich mich an ihr und ihren Händen und sie darf mir auch den Kopf und den Rücken streicheln und mich kämmen und auf dem Sofa kuscheln wir auch. Ich bin nicht der klassische Schmusekater, ich schmuse wann ich es möchte. Ich kann Euch sagen, dass ich es hier gut getroffen habe mit ihr. Alles geht in meinem Tempo.

Wir Katzen suchen uns halt den Menschen aus… Schnurrende Grüße von Horst

 

Anmerkung von Horsti´s Frauchen:

Horst ist für mich eine „Schattenkatze“. Er hat sich versteckt und sehr lange keine Nähe zugelassen, ein schwieriger Geselle. Irgendwann war das „Eis“ gebrochen im Tierheim. Und auch hier zu Hause ist schön zu beobachten wie Horst jetzt immer mehr zulässt, wie er immer mehr ankommt. Horst ist eine Herausforderung, kein einfacher Kater und das macht ihn so besonders. Horst wird nie der Kater werden, den man einfach so auf den Arm nimmt, das ist mir bewusst. Ich genieße die Zeit mit ihm und freue mich über jeden Fortschritt. Horst hat alle Zeit der Welt und er ist einzigartig und etwas Besonderes!! Horst darf so sein wie er ist.

Mein Wunsch an alle, die eine Katze adoptieren möchten, vielleicht könnten Sie auch mal nach den scheuen Katzen sehen. Jede der scheuen Katzen ist es wert eine Chance zu bekommen! Mehrmalige Besuche sind von Vorteil. Es benötigt jede Menge Geduld und Fingerspitzengefühl. Vielleicht ist aber Ihre Herzenskatze genau die, von der man anfangs im Tierheim nur einen Schatten sieht. Danke für das Lesen dieses langen Textes.

Birgit L.