Ehemaligen-Post: Toffee

vom 18.02.2020

 

Liebe Frau Reuter, viele liebe Grüße aus dem Münsterland von Toffee und ihrer Familie. Ich wurde beauftragt, Ihnen auszurichten, dass sie den Laden im Griff und alle Hände voll zu tun hat mit unserer Erziehung. Toffee ist ein Charakterkopf durch und durch, bezaubernd in ihrer Anhänglichkeit, unglaublich in der Stimmgewalt und ein faszinierender Anblick, wenn sie die Treppen rauf und runter fegt.

 

Letzteres klingt so banal, aber durch die hochgradige Ataxie unserer kleinen Püppi hatten wir etwas verdrängt, wie sich Katzen eigentlich bewegen. Mich beschleicht auch der Verdacht, dass sie in einem früheren Leben mal ein Herdenschutzhund war. Sie findet es furchtbar, wenn wir alle im Haus unseren eigenen Verrichtungen nachgehen – einer im Arbeitszimmer, einer im Kinderzimmer und einer in der Küche oder (noch schlimmer!) im Keller. Dann stellt sie sich zentral in die Diele (es fehlt buchstäblich nur noch, dass sie sich aufrichtet und die Vorderpfoten in die Hüften stemmt ) und ruft so lange bis aus irgendeiner Ecke eine Rückmeldung kommt. Zugegebenermaßen bin ich es für gewöhnlich, die sich zu einer Antwort bemüßigt fühlt.

Es ist erst 7 Wochen her, dass Toffee (auch liebevoll als „unser Schokoriegel“ betitelt) bei uns einzog, und doch können wir uns nicht mehr vorstellen, wie es vorher war. Ohne 5 Mahlzeiten am Tag, ohne zur Ordnung oder „bei Fuß“ gerufen zu werden, ohne gedrängelt volle Couchecken, ohne diese goldenen Augen. Es ist perfekt.

Diese Katze ist ein Phänomen. Erwischt man sie auf dem falschen Fuß, ist sie schreckhaft und mag sich nicht oder kaum anfassen lassen. Das passierte bisher zum Glück nur sehr selten. Ich frage mich auch immer wieder, was ihr wohl passiert sein mag, dass sie nicht über den Rücken gestreichelt werden möchte – sie drückt sich unter der Hand weg, egal wie sachte man es angeht. Wenn abends aber endlich Ruhe einkehrt und der Nachrichtensprecher seinen Text vorliest, ist sie da, drängelt sich in die gefühlten 4 Quadratzentimeter Lücke auf der Couch und schläft weg. Zu diesem Zeitpunkt hat man besser alles erledigt und Getränke, etc., schon zur Hand. Denn sollte man auf die Idee kommen, einfach nochmal aufzustehen, setzt sich Madame hin und tut lautstark ihren Unmut ob der Störung kund. Wir haben inzwischen unseren Alltag gut getaktet und mir scheint, dass Toffee angekommen ist.

Zugegebenermaßen hatte ich am Anfang weiche Knie – klappt es mit dem Futter, nimmt sie ihre Medikamente, bekommt sie wieder Durchfall oder bleibt sie sauber? Nichts von alledem macht uns Sorgen – Toffee frisst gut (und mäkelt nur minimal ;-)), nimmt die Medizin anstandslos und der Durchfall hält sich in Grenzen. Unsauberkeit ist kein Thema – Toffee schaufelt die höchsten Berge, die ich je gesehen habe.
Frau Schnappat hat wunderbare Arbeit geleistet und Toffee hervorragend eingestellt.

Püppi ist nach wie vor nicht vollends überzeugt, dass unsere neue Mitbewohnerin wirklich notwendig war. Ich könnte aber schwören, dass die beiden abends in ihren wilden 5 Minuten miteinander Fangen spielen. Das würde selbstverständlich keiner zugeben, aber wir haben ja Augen im Kopf. Wenn ich arbeite, liegen sie auch einträchtig nebeneinander und schlafen – einer im Thron und einer in der Höhle. Das wird 2 Minuten lang wortreich kommentiert, bis sie sich eingerichtet haben und schon schlummert alles friedlich. Irgendwann schläft Toffee dann so fest, dass sie anfängt zu schnarchen (ok, es ist mehr ein Pfeifen).

Wenn sich das Wetter jetzt endlich stabilisiert, wird es auch im Garten schön. Momentan ist das feucht und ungemütlich und ich bin mir sehr sicher, dass wir unter Toffees Anleitung auch den Garten katzengerecht gestalten werden. Sie bekommt das schon hin.

Kurzum – es ist perfekt. Wir lieben sie und ihre liebenswerten Eigenarten. Ich bin meiner Freundin dankbar, dass sie Toffee für uns entdeckt hat. Sie ist eine wunderbare Miez.

Anne Pfeffer

Foto: privat