Grundsätzlich gilt: eine gesunde Taube ist aufmerksam, hat ein glattes Gefieder und einen wachen Blick, lässt einen Menschen nicht besonders nah an sich heran, reagiert sofort auf laute Geräusche oder schnelle Bewegungen und fliegt kraftvoll und sicher auf.
Welche Tauben brauchen Hilfe?
- verletzte Tauben, die nicht mehr fliegen oder laufen können oder sogar bluten
- neurologisch auffällige Tauben, die orientierungslos wirken, taumeln, torkeln, unsicher nur für kurze Strecken fliegen, vorn über kippen, beim Laufen umfallen
- stark aufgeplusterte Tauben, die eine geringe Fluchtdistanz haben und nur kurz, flach und/oder kraftlos auffliegen,
- Tauben mit Problemen bei der Futteraufnahme, d. h. die zwar nach Futter picken, dieses aber immer wieder fallen lassen und nicht aufnehmen oder die eine längere Zeit (regungslos) an der Futterstelle sitzen, ohne Futter aufzunehmen
- bodennah dösende bzw. auf dem Boden „schlafende“ Tauben
- Tauben mit verschnürten Füßen (hier bedarf es ggfs. einer Einfanghilfe, da diese Tauben oft noch gut fliegen können)
- Tauben, die sich nicht normal fortbewegen können, sondern am Boden überwiegend liegen, ein Bein schonen / gar nicht nutzen, stark humpeln, deren Flügel stark hängt oder über den Boden schleift
- Tauben, die sich zurückziehen, d. h. in Ecken, Hauseingänge drücken, unter Autos, Marktständen, Gebüschen verstecken
- Jungtauben, die flugunfähig am Boden sitzen oder nur flach über den Boden flattern können – egal, ob Stadt- oder Wildtaube. Tauben haben grundsätzlich keine Ästlingsphase, wie sie z. B. von Amseln bekannt ist. Jungtauben verlassen flugfähig das Nest. Zwar versorgen Alttauben teilweise ihre Jungen noch am Boden, diese sind aber leichte Beute. Vor allem im Winter ist schnelle Hilfe erforderlich, weil die oftmals noch nicht vollständig befiederten Tauben in der Kälte schnell auskühlen und erfrieren.
- Rassetauben mit Häubchen, „Frisur“, außergewöhnlicher Färbung, befiederten Beinen und Füßen. Sie haben in der Stadt wenig bis keine Überlebenschancen, weil sie auf menschliche Versorgung angewiesen sind und für Beutegreifer aufgrund ihrer auffälligen Färbung und/oder eingeschränkten Flugfähigkeit leichte Beute sind
- Eine auffallend zutrauliche Taube, die vor dem Menschen nicht flieht und ggfs. die Nähe des Menschen sucht oder diesen sogar gezielt anfliegt. Solch zutrauliche Tauben landen leider früher oder später bei den „falschen“ Menschen und werden verletzt oder geötet. Vermeintlich „zutrauliche“ Tauben, die vor dem Menschen nicht oder kaum fliehen, können dieses Verhalten auch aufgrund einer Erkrankung zeigen. Auch diese Tauben bedürfen der Hilfe.
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Dieser Taube (re.) geht es nicht gut. Ihr Gefieder liegt nicht glatt an, sondern ist zersaust und leicht geplustert / gesträubt. Die Taube steht breitbeinig, was auf keinen sicheren Stand hinweist. Sie gleicht so leichte Schwankungen aus, um nicht umzukippen. Nicht zu erkennen ist bei dieser taube auch der defekte Schnabel – die Spitze ist aufgrund eines Anflugs angebrochen.
Solche Tauben sollten möglichst schnell gesichert werden, damit sie nicht von Menschen oder anderen Tieren verletzt oder gar getötet werden. Hierzu kann, je nach Zustand, die Taube entweder angefüttert und dann blitzschnell gepackt werden, die Taube mittels Überwurf einer Decke, Jacke oder Handtuch eingefangen werden oder – bei sehr schwachen oder jungen Tauben – einfach aufgegriffen werden.
Kein Tier möchte gerne gegriffen werden, daher sind Abwehrbewegungen, wie Flügelschlagen, flattern, strampeln, picken und – vor allem bei jungen Wildtauben – aufpumpen des Kropfes und „Knacken“ normal. Sie sollen den „Angreifer“ abschrecken. Verletzen kann eine Taube uns Menschen nicht. Einfach beherzt zugreifen und dabei möglichst mit beiden Händen die Taube umfassen, so dass dabei die Flügel an dem Körper der Taube liegen. Zum Transport genügt ein Karton mit Luftlöchern oder ein Stoffbeutel, der oben zwar locker aber so gehalten wird, dass die Taube nicht entfliegen kann.
Ist die Taube gesichert, sollte entsprechende Hilfe bei einem Taubenschutzverein oder einer vogelkundigen Tierarztpraxis gesucht werden. Schnelle Hilfe durch taubenerfahrene »Päppler« meist innerhalb weniger Stunden gibt es auch über diese Facebook-Gruppen:
Viele Erkrankungen und Verletzungen lassen sich gut behandeln. Je nach Taube und ihrem Schicksal wird anschließend ein Dauerplatz in einer Voliere oder einem betreuten Taubenschlag gesucht. Zurück an den alten Platz sollten nur wieder vollständig genesene erwachsene Stadttauben, die das Leben draußen kennen, und der Platz sicher ist.
Keine Sorge vor Krankheiten: Tauben übertragen nicht mehr und nicht weniger Krankheiten, als andere Tiere auch. Auch wenn sie als Krankheitsüberträger Nr. 1 gelten – das ist und bleibt für den Menschen der Mensch selbst. Die meisten Krankheiten, an denen Tauben leiden, sind taubenspezifisch. Aber wie bei jedem Kontakt mit Tieren gilt auch hier: nach Kontakt Hände gründlich waschen und desinfizieren. Textilien können heiß gewaschen, Kartons einfach entsorgt werden.
Sollten Sie noch andere Tiere und vor allem Vögel haben, so halten Sie den Findling bitte strikt getrennt, möglichst in einem anderen Raum. Krankheiten von Vogel zu Vogel sind sehr viel leichter zu übertragen. Daher sollten Sie in dem Fall noch einmal mehr die Hygiene beachten.
Sabine Brunelli
Vogelexpertin
[ssba]