Post von Pauline und Paula (Zaphira und Janel)

vom 01.03.2016

DSC00866-web Liebe Frau Zerwas, liebe Frau Schrey, liebes Tierheim-Team,

vor gut zwei Monaten sind wir bei Euch ausgezogen und in unserem und um unser neues Zuhause herum haben wir uns inzwischen schon viel schneller als gedacht zu „ziemlich normalen Hunden“ entwickelt: wir lieben es, im Garten zu toben und Löcher zu buddeln; wir spielen unter uns Schwestern oft eine Mischung aus Fangen und Verstecken gleichzeitig, wobei Pauline (ehemals Zaphira) fast immer die temperamentvolle Antreiberin ist und die vormals im Vergleich zu ihr viel mutigere Paula (Janel) ganz schön durch die Gegend jagt (wer hätte das gedacht!)…

Mit unserem grossen älteren Hundekumpel erkunden wir wie eine Karawane mehrmals am Tag, ob es draussen etwas Neues gibt. Er bringt uns ganz automatisch vieles bei, was der Rest vom Rudel eigentlich dachte, selbst machen zu müssen. Z.B. waren wir zur Verwunderung von allen im Rudel von Tag 1 an in unserem neuen Zuhause stubenrein (wir sind einfach immer dem grossen Hund hinterher, wenn der raus wollte…).

DSC00605-webÜbrigens haben wir ihm auch schon etwas beigebracht: Wahrscheinlich wird er der erste Kuvasz, der Stöckchen bringt (und Spass dabei hat…) 😉 Hat er doch vorher wochenlang versucht, uns klar zu machen, dass „richtige“ Hunde doch keine Stöckchen durch die Gegend schleppen oder gar weggeworfene zurückholen! Aber nachdem er uns ständig beim durch-die-Gegend-Jagen zugeschaut hatte (wir Schwestern klauen uns die Beute dann erstmal gegenseitig), haben wir ihn dabei ertappt, wie er unsere Spielzeuge auf der Wiese hin und her geschleppt hat..

Wir lieben ihn und er uns auch, obwohl wir z.B. erst lernen mussten, dass seine um den grossen, weissen Vollmond herum auffällige Nachtaktivität nicht grundsätzlich bedeutet, dass er jede andere Nacht, tief schlafend, von uns angetanzt und zum Spielen aufgefordert werden möchte…

Das Rudel findet richtig gut, dass er sich durch uns zuhause mehr bewegt: wir haben uns dafür extra ein Spiel ausgedacht, dass er beim allerersten Mal noch nicht so lustig fand, aber jetzt super findet: er vergräbt nämlich zum Frust der grossen Tiere („Menschen“) grundsätzlich alles, was er eigentlich für seine Zähne zum Reinigen bekommt (statt wenigstens ein bisschen darauf herumzukauen); und wir finden das natürlich alles und buddeln es wieder aus und vergraben es anschliessend woanders im Garten… Das findet er irgendwie immer heraus und bringt es wieder zurück in seine Verstecke, – und wir tun allen dann den Gefallen und spielen das Spiel weiter und weiter und weiter…

Draussen auf der Strasse laufen wir prima an der Leine, das hattet Ihr ja schon mit uns geübt. (Nur, wenn es regnet, bleibt ausgerechnet die robuste Paula schon mal wie angewurzelt stehen, setzt sich hin und ist plötzlich taub, weil sie wohl darauf spekuliert, wie beim ersten grossen Weltuntergangsregen auf einer unserer ersten Wanderungen hier, nach Hause getragen zu werden…böser Fehler der „grossen Tiere“…)

Wir drehen uns aber inzwischen jedes Mal um uns selbst vor Freude und machen Pirouetten, wenn es ans Anleinen geht! (Man sagte unserem Rudel damals, früher hätten wir dann vor Angst schon mal Pipi gemacht..).

Auf unsere neuen Namen hören wir gut, obwohl sie so einfallslos ähnlich klingen (unsere alten Namen konnten wir nicht behalten, weil wie angekündigt unsere Rudelälteste durch den Schlaganfall die Worte noch nicht wieder aussprechen konnte).

DSC00747-webAm meisten Spass haben wir beim Rennen im Garten, wir sind nämlich schnell wie Windhunde, beim Kuscheln und bei unseren Streifzügen mit dem Rudel durch den Hundewald. Paula möchte ausserdem gerne ein Wachhund, und was Vögel angeht, ein Jagdhund (glücklicherweise bisher erfolglos) sein; Pauline wäre lieber ein Bagger und manchmal eine Katze. Sie scheint viel von den Katzen abzugucken, was ihr Spass macht (springt auf die Couch, hat sich ein Katzenbett geschnappt, putzt sich wie eine Katze, steht Mauselöchern vor…)

Das Zusammenleben mit den Katzen klappt besser, als das Rudel es sich wohl erträumt hatte; die haben sogar schon gestöhnt, dass es zu gut klappen würde, weil der Kuvasz und wir nämlich auch immer neue streunende Katzen magisch in den Garten anzuziehen scheinen.. Seit letzter Woche übt Paula täglich mit einem besonders grossen selbstbewussten zugelaufenen Kater „Köpchen geben“, das hat der ihr verwirrenderweise wohl schon beigebracht… Davon hat das Rudel leider noch kein Foto machen können.

DSC00447-webWir sind sowieso schwer zu fotografieren, ohne das irgendetwas verwackelt, weil sich einer von uns einfach immer bewegt und wir ja quasi „zusammengewachsen“ sind….(man hat uns hier schon zweiköpfiger Hund genannt..).

Unterwegs auf der Strasse zum Hundewald oder Park mögen wir weiterhin keine lauten oder schnellen Menschen, übrigens egal welchen Geschlechts, Alters oder Statur und auch schnelle Fahrradfahrer sind uns noch sehr suspekt. Aber dann fragt uns meistens einer aus dem Rudel, „wo der Bruno (unser grosser Kumpel) ist“ (oh mann, sind die Menschen ausgerechnet auf der Strasse vergesslich oder blind..) und schnell ist der Spuk vorbei, weil wir dann natürlich immer zum Bruno gehen, um den Menschen zu zeigen, dass der doch da ist. Und da der vor gar nichts Angst hat und im Zweifel vor uns steht, wird das von Woche zu Woche auch immer unspektakulärer.

An „normal lauten“ fremden Menschen vorbei zu gehen, ist schon lange kein Problem mehr. Und wenn Menschen Hunde dabei haben, vergessen wir unsere Vorbehalte oder angsteinflößenden Erfahrungen meistens ganz. Dann interessieren uns nur die Hunde.

Flatternde Baustellenbänder hätten uns in der ersten Woche noch sehr (negativ) beeindruckt, so etwas interessiert uns jetzt gar nicht mehr. Selbst vor den Kaninchen im Park wären wir zuerst am liebsten weggelaufen, jetzt würden wir sie gerne vor uns weglaufen sehen.., aber da ist ja die Leine dazwischen (:-)). Wir lernen immer weiter. Silvester (kurz nach unserem Umzug in unser neues Zuhause..) haben wir trotz unserer geräuschempfindlichen Nerven übrigens ziemlich tapfer gemeistert. Wir haben uns gut abgeschottet auf einen Kauknochen konzentriert, auf den unser grosser Hundekumpel grosszügig verzichtet hatte, weil er den Radau lieber verschlief.

Auf der Strasse durch Wind herumfliegende Papierprospekte finden wir immer noch richtig doof, aber die fliegen ja (glücklicherweise) einfach zu selten herum, um ausgerechnet das regelmässig üben zu können…

Wenn zu uns nach Hause neue Leute kommen, die wir das erste Mal sehen, schauen wir uns die immer erst von unserem Schlafplatz aus an, ob wir sie kennenlernen wollen. Wenn die mehr als einmal vorbeikommen und Leckerchen dabei haben oder mit uns zum Spazierengehen mitgehen, tauen wir beim 2. oder 3. Treffen schon auf und kommen die von alleine ansehen bzw. begrüssen (die mit uns schon beim Spazierengehen mitgekommen sind, mögen wir natürlich am schnellsten). Als jemand Fremdes zuhause doch tatsächlich einmal nicht glauben wollte bzw. respektiert hat, dass wir noch keine Lust hatten (noch nicht soweit waren) sie kennenzulernen und meinte, das ausprobieren zu müssen, als das Rudel im Nebenzimmer war, hat Paula das einfach mal laut angesagt und unser grosser Kumpel sie eindrucksvoll unterstützt, damit einer vom Rudel dazu kam, um nochmal klarzustellen, dass man uns in unserer Rückzugszone (Körbchen) in Ruhe zu lassen hat.
Also alle hier im Rudel finden, dass wir uns gut entwickeln.

Und sie sagen immer und immer wieder, dass ihnen das Herz aufgeht, wenn sie sehen, wieviel Spass wir drei bei unseren Wettrennen und beim Garten umdekorieren haben, – was auch immer sie damit meinen..

Auf jeden Fall dankt das ganze Rudel Euch, liebes Tierheim Bonn, und Eurer Tierschutz-Freundin im Ausland, dass Ihr uns zu Euch geholt und dann gemeinsam habt gehen lassen, denn wir sind sehr glückliche Schwestern zusammen! Denn unser Rudel sagt immer, wir sensiblen Schwestern brauchen uns genauso gegenseitig wie unseren grossen selbstbewussten dicken weissen Eisbär.. ach, den Bruno. (In diesem Sinne auch nochmal danke der netten Familie, die der Pauline (Zaphira) doch noch abgesagt hatte.)

Wenn Paula (Janel) irgendwann so gerne Auto fährt wie Pauline (Zaphira), kommen wir Euch mal besuchen. Im Moment würden wir der Paula damit noch keinen Gefallen tun, die Arme spuckt schon, wenn sie nur ans Autofahren denkt.

Aber das ist wirklich so ziemlich das Einzige, was wir nicht synchron machen 🙂 Und das müssen wir ja auch nicht oft – um alle unsere wichtigen Ziele wie Hundewald oder Park zu erreichen, laufen wir ja sowieso auf unseren 8 Beinen.

Euch und allen Tieren noch ein gutes Restjahr 2016 und dass alle möglichst bald ein Zuhause für immer finden!!

Eure Paula & Pauline

mit lieben Grüßen vom ganzen Rudel