Silvesteropfer – wie geht es Sid heute?

18.06.2018
Nun ist es fast ein halbes Jahr her, dass Sid in der Silvester-Nacht verunglückt ist und wir ihn aufgenommen haben. Zeit für ein kleines Update: 
Äußerlich hat sich der stolze Täuber sehr gut erholt. Auch sein Selbstbewusstsein hat Sid wieder zurück gewonnen. Er gibt lautstark zu verstehen, dass er eigentlich DER Täuber schlechthin ist und ihm alle Täubinnen zu Füßen liegen sollten.

Wir sind uns auch sicher, dass ihn die Eine bald erhören wird. Tiere gehen zum Glück sehr ungezwungen mit Handicaps um. Sowohl mit dem eigenen, das sie in der Regel gut anderweitig zu kompensieren wissen, als auch mit dem anderer, das sie nicht hindert, Paarbindungen mit Gehandicapten einzugehen.

Sid bewegt sich sehr selbstbewusst. Er stolziert umher, putzt sich ausgiebig und fliegt auch vorsichtig kleinere Stückchen. Immer sehr bedacht, aber er genießt es augenscheinlich. Mit den anderen Tauben kommuniziert Sid, er brummt, lockt und gurrt. Wären die Augen nicht, würde man ihn für einen ganz normalen Täuber halten.

Sid trinkt eigenständig und pickt auch Futter. Aber momentan nimmt er (noch) nicht zuverlässig ausreichend Futter auf. So wird er noch zugefüttert – und manches Mal erschleicht einen das Gefühl, dass er ein ganz klein wenig bequem geworden ist und sich lieber füttern lässt, als sich selbst zu mühen!

© Fotos: Konstantin Kallergis


22.01.2018
Sid will leben! 3 Wochen nach der Silvesternacht, in der Sid schwer verunglückt ist, hat er sich unter liebevoller Betreuung zurückgekämpft: Die Schwellungen sind verschwunden, nur noch die letzten Reste der Hämathome sind zu sehen. Die Augen sind noch da, doch der Schein trügt. Sid hat die Silvestertradition mit seinem Augenlicht bezahlt. Nun heißt es für ihn, alles neu zu lernen ….

Wir alle sollten lernen, Traditionen nur dann zu pflegen, wenn sie keine Opfer haben.

01.01.2018
Eines von unzähligen Silvesteropfern in ganz Deutschland wurde am Vormittag des 1. Januar ausgerechnet auf dem Friedensplatz in Bonn gefunden. 
Die Taube muss nachts in ihrer Panik vor Böllern und Raketen gegen die großen Glasfenster eins naheliegenden Gebäudes geflogen sein. Sie wird sich zunächst noch auf ein Fenstersims gerettet haben.

Dort harrte sie aus, doch der Aufprall ließ unweigerlich den Kopfbereich, vor allem um die Augen, anschwellen. So eingeschränkt sehfähig fiel sie beim Versuch, mit ihrem Schwarm aufzufliegen, buchstäblich vom Himmel. Sie prallte auf das Glasdach der Bushaltestelle und stürzte von dort zu Boden

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Taubenfreunde, die sich auf einem Rundgang durch die Stadt befanden, um genau solchen Tieren zu helfen, hörten den Aufprall und konnten die Taube sofort sichern. Ob und mit welchen Schäden sie überlebt, werden die nächsten Tage zeigen. Sie wird tierärztlich versorgt und in einer Pflegestelle betreut.

Die Taube ist nur eines von zahllosen Wild- und Haustieren, die der „Tradition“ des Silvesterfeuerwerks zum Opfer fallen. Voller Panik laufen und fliegen die Tiere kopflos in die Nacht, kaum fähig, sich inmitten der grellen Raketen, dem Rauch und den teil ohrenbetäubenden Böllern zu orientieren. Viele bleiben dabei auf der Strecke, sie werden überfahren oder sterben ungesehen in Gebüschen, uneinsehbaren Winkeln oder Ecken an ihren Verletzungen oder dem Schock.

Nicht nur den eigenen Haustieren zu Liebe ist der Verzicht auf Böller zu wünschen. Wie grundsätzlich »Brauchtum« und »Gewohnheit« da geändert werden sollten, wo andere Lebewesen zu Schaden kommen.